Volltext: Mythologie der christlichen Kunst von der ältesten Zeit bis in’s sechzehnte Jahrhundert (Bd. 1, Abth. 2)

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Tochter (bat) mit Städtenamen, nicht allein um die ge- 
sammte Bevölkerung I), sondern auch um die Stadt selbst 
als ein weibliches Wesen zu bezeichnen. S0 steht bei 
Jesaias (10, 32.) 2) Tochter Zion ganz parallel mit Jeru- 
salem, die auch in den Klagliedern Jeremiä (2, 18 ff.) 
mit den Worten angeredet wird: „O du Mauer der Toch- 
ter Zion! lass dem Bache gleich rinnen dein Auge von 
Thränen Tag und Nacht,  schütte wie Wasser aus dein 
Herz vor dem Angesichte des Herrn, erhebe zu ihm 
deine Hände 0b deiner Kinder Tod": worauf sie selbst 
ihre Klage vor Jehova bringt. Eben so kommt im Psalter 
(137, 8.) die Tochter Babel als Verwüsterin und bei 
Jesaias (23, 12.) Sidon als eine geschändete Jungfrau vor. 
 Derselbe Sprachgebrauch ist auf das Neue Testament 
übergegangen a), so wie die Personification nicht bloss im 
Ausdruck, sondern im Gedanken 4), die aber auch selb- 
ständig dort sich findet. So bricht Christus im propheti- 
schen Hinblick auf sein eigenes Ende und auf den Unter- 
gang der heiligen Stadt in die Worte aus (Luc. 13, 34. 
Matth. 23,  „Jerusalem, Jerusalem, die du tödtest die 
Propheten . .  wie oft habe ich deine Kinder versammeln 
wollen", und bedroht die Städte Galiläa's mit dem nahen 
Gericht (Matth. H, 21 ff. Luc. 10, 13 ill): „Wehe dir, 
Chorazin! wehe dir, Bethsaida!  und du, Capernaum! 
die du bist erhoben bis zum Himmel, du wirst bis zur 
Hölle erniedriget werden". Vornehmlich wird in der 
1) Jes. 37, 22: "hinter dir her schüttelt das Haupt die Tochter Je- 
rusalem"; Jes. 47, 1 fll: "herunter, und setze dich in den 
Staub, Jungfrau, du Tochter Babel". 
2) Vergl. 1, 8: und übrig ist die Tochter Zion wie eine Hütte im 
Weinberge, wie eine belagerte Stadt. 
a) Matth. 21, 5. Joh. 12, 15. nach Zachar. 9, 9. 
4) Mat-th. 2, 6. nach Mich. 5, 1: "und du Bethlehem, Land Judafs", 
ll. S. VV.
	        
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