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sehen Theologie, wo namentlich Thomas von Aquino mit
Bezug auf die Klassen der Engel eben jene Lehre vor-
trägt, dass die Vorstehersehaft über ganze Länder den
Fürstenthümern oder Erzengeln gegeben sei, während die
Engel die Obhut über die Einzelnen haben 1).
Diese Vorstellung würde der künstlerischen Dar-
stellung ein ansprechendes und zugleich gedankenvolles
Motiv darbieten, wenn es sich darum handelt Völker in
Person einzuführen, für deren Repräsentanten die Engel
gelten, ähnlich wie bei Darstellung der Planeten die
Engel als ihre Führer auf der himmlischen Bahn ange-
wendet sind. Die christliche Kunst hat jedoch von die-
sem Motiv keinen Gebrauch gemacht; sie ist vielmehr im
Allgemeinen bei der blossen Personifieation stehen ge-
blieben.
Dafür bat sie 'vor allem auf die heilige Schrift sich
zu berufen, in der zumal die Städte vielfach in poetischer
Weise personificirt und als bewegt von Freude oder Leid
geschildert sind, wie die Klaglieder Jeremiä von
Jerusalem anheben (l, „Wie sitzet einsam die
Stadt, die voll Volks war! Sie ist wie eine Wittwe:
die eine Fürstin unter den Völkern und eine Königin in
den Ländern war, muss nun dienen u. s. wß; und wie
sie angeredet wird in dem Klagelied der gefangenen
Juden zu Babel (Ps. 137, "Vergesst: ich dein Jeru-
salem, so vergesse mich meine Rechte"; wogegen es
in dem Loblied (Ps. 97, 8.) von ihr heisst; „Zion hört
CS und ist froh und die Töchter .luda's frohlocken um
deiner Gerichte willen, Jehova". Ein herrschender Ge-
brauch ist insbesondere die Zusammensetzung des Worts
a. b. Hieronym. Comment. in Opp. T. V.
Gregor. M. Moral. in c. XXV. Job. Lila. XVII. c. 12.
Thomas Aq. Summa P. I. qu. 113. art. 3.
699.
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