Volltext: Mythologie der christlichen Kunst von der ältesten Zeit bis in’s sechzehnte Jahrhundert (Bd. 1, Abth. 2)

31 
Derselbe Entsvickelungsgang lässt sich in der Aus- 
schmücktnig der Bänder der Miniaturgemäilde erkennen. 
Während früher dieselben mit goldenen Kilöpfchen und 
Blättchen verziert wurden, traten im Lauf des 15. Jahr- 
hunderts an deren Stelle naturwahre Blumen, Blätter und 
Früchte: den Uebergang machen wiederum die Brüder 
Van Eyck, iniineiitlicli durch die Malereien in dem ge- 
nannten Breviaritun des Herzogs von Bedford vom J. 1424, 
in welchem beiderlei Verzierungen die Ränder so wie 
diß Zwischenräume der Bilder einnehmen 1); wogegen 
zu Ende des Jahrhunderts in dem Gebetbuch der Anna 
von Bretagne ausschliesslich in der letztern Art theils 
Pflanzen, Blumen, Früchte, besonders Zweiglein mit Kir- 
schen von vortrelflicher Ausführung, theils Eidechsen, 
Schildkröten oder Insekten die Bänder schmücken 2). 
2. Wie tief dieser Umschwung begründet ist, geht 
daraus hervor, dass, der landschaftlichen Entwickelungs- 
reihe parallel, auch in den Werken der historischen 
Kunst eine ähnliche Umwandlung sich zu erkennen giebt. 
So viele Jahrhunderte hatte dieselbe die alten Typen und 
Strengen Formen bewahrt,  wie einst die griechische 
Kunst, gebunden durch religiöse Scheu, nach uraltem festem 
Gepräge ihre Götterbilder geformt hatte 3). Aber wie 
I) Waagen a. a. O. S. 357. Ebenso in einem nahe gleichzeitigen 
Psalteriiun in der Heidelberger Bibliothek (Sehr. 9 eJ, s. Wa a g e n 
Kunstw. u. Künstler in Deutschland  II. S. 384. 
z) Waagen Kunstw. u. Künstler in Paris S. 378. 382 f. Ebßllßü 
in einem Gebetbuch aus derselben Zeit in der Biblioth. des 
Arsenals, ebendas. S. 390. 
n) Nach dem alterthümlichen Grundsatz, der in dem Ausspruch 
römischer Haruspices enthalten ist: nolle deos mutari veterem 
forinam, bei Tacit. Hist. IV; 53. Vergl. Thiersch Ueber 
die Epochen der bildenden Kunst unter den Griechen, 2. A. 
S. 61. 92. 223.
	        
Waiting...

Nutzerhinweis

Sehr geehrte Benutzerin, sehr geehrter Benutzer,

aufgrund der aktuellen Entwicklungen in der Webtechnologie, die im Goobi viewer verwendet wird, unterstützt die Software den von Ihnen verwendeten Browser nicht mehr.

Bitte benutzen Sie einen der folgenden Browser, um diese Seite korrekt darstellen zu können.

Vielen Dank für Ihr Verständnis.