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idäischen Göttin am Herzen liegen 1). Demgemäss ist
dieser Kopfschmuck eben derselben, der Cybele eigen,
welche dadurch als die Städte erhaltende und befestigende
Göttin ausgezeichnet würde 2), und so auch der ephesi-
sehen Diana 3). Sonst ist ausnahmsweise noch die Pallas-
Athene als Stadtgöttin zu Abdera mit einer Thurmkrone
geschmückt worden 4).
Anders ist es mit der Romaä), die als Weltgebie-
terin nicht in Gestalt einer Stadtgottheit erscheinen mochte
und darum diese Krone, bei der einschränkenden Geltung
derselben, auf einheimischen Monumenten „niemals zu
tragen geruhtemi). Vielmehr wurde sie entweder der
Pallas ähnlich vorgestellt, nur mehr als Matrone und mit
dem Unterschied, dass sie in der Regel mit oifenem,
nicht mit gesenktem Blick, und sitzend, nicht stehend,
und durchgängig ohne die Aegide erscheint. Ein solches
1) Virg. Aen. X, 253.
i) Lucret. De nat. rer. Lib.
607:
Muralique caput summum cinxere corona
Eximiis munita locis quod sustinet urbes.
Fast. Lib. IV. v. 219:
Ovid.
At enr turrita eaput est ornata eorona?
An Phrygiis turres nrbibus illa dedit?
Diesen Kopfschmuck hält Zoega Bassiril. T. l. p. 51 sq.
bei den alten Phrygern und Lydern für die aufgethürmte
Haube der asiatischen Herrscher, der erst von den Griechen
die Gestalt einer Festung gegeben sei; dagegen s. Gerhard
Ant. Bildw. S. 6. 24. Anm. 48.
a) Gerhard a. a. O. S. 24. A. 47. S. 28. A. 61.
4) AHesych. v. fmnvgyiug.
1') Die Knnstvorstellung der Boma ist monographisch behandelt von
Zoega Bassiril. zu Tav. XXXI. Dazu kommt die Abhandlung
von S en ckler Darstellungen der Roma auf Münzen, in d. Jahrh.
des Vereins von Alterthumsfr. im Bheinlande H. XIV. S. 74 if.
ü) Wie Zoega bemerkt Bassir. a. a. O. S. 237. Anm. 1. der
deutschen Uehers.