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zu Stabiä dem Genius der Stadt ein Tempel geweiht war l).
Und zahlreiche Inschriften enthalten eine Widmung an
solche Stadt-Genien, z. B. (um sie aus verschiedenen
Ländern hervorzuheben) an den Genius von Benevent,
Tarraco, Bordeaux, Avenche, Trieri), auch zusammen
an den Genius von Carthago und den von Dacien S). S0
ist nicht minder der Genius ganzer Länder oder Provinzen
gefeiert: der von Noricum in einer Inschrift zu Rom und
der von Britannien in einer Inschrift zu Graham's Dyke4).
Die lstria aber hatte einen Tempel zu Rovigno 51- Beide,
der Genius und die Tyche oder Fortuna eines Orts, sind
wohl zu unterscheiden, wie sie auch neben einander in
einer und derselben Inschrift vorkommen G).
2. In diesem Cultus ist das Bedürfniss von Bild-
werken eingeschlossen, mit denen Tempel und Altäre
geschmückt wurden, weshalb auch die bisherige Dar-
Stellung schon Andeutungen derselben gebracht hat. Das
älteste bekannte Cultusbild der Art aber war von Bupalos
aus einem Künstlergeschlecht von Chios (um 536 vor Chr.)
im Auftrag der Smyrnäer gearbeitet 7): diese Tyche hatte
den Polos 8) auf dem Haupt, d. i. eine Scheibe oder Kugel
1) Von dessen Wiederherstellung eine Inschrift spricht, Orelli
Inscript. lat. collect. ampl. n. 2483.
2) Ibid. n. 1693. 1688. 196. 367. 1805.
a) In einer Inschrift zu Carlsburg, Ihid. n. 1943.
4) Ibid. n. 1685. 1686.
5) Nach einer Inschrift jetzt zu Verona, Maffei Mus. Veron.
p. LXXXVIII, 2.
ß) Genio et Fortitnae Tutelaeque Itujvzs luci etc. zu Rom, bei
Orelli l. e. n. 1699. (s. not. zu n. 1698.) und wiederholt
n. 3458.
7) Pausan. IV, 30, 6
8) Nicht eine Mauerkrone. In diesem Sinn will zwar Zoega
Basairil. zu Tav. XIII. XIV. p. 94. not. 63. ndlw lesen und
Hirt Bilderbuch S. 95. schwankt zwischen beiden Leseartexi.
Aber die Leseart nälav steht unzweifelhaft fest.
Orelli
Veron.