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Güggele dürfen und seh, wie schön mi Meiddeli do lit
Im christalene G'halt. und in der silberne Wagle,
Und 's het no kei menschlig Ohr si Othmen erlustert,
Oder si Stimmli gehört, si heimli Lächlen und Briegge.
Numme stille Geister, si göhn uf verborgene Pfade
Us und i, .si ziehn di uf, und lehre di laufe,
Gen der e freudige Sinn, und zeige der nützligi Sache,
Und 's isch au kei Wort verlohre, was sie der sage.
Das Ende ihres Laufs aber führt zur Hochzeit mit dem
Rhein 1), worüber ihr der Dichter ein Geständniss ent-
lockt mit den Worten 2):
Stell di nit so närrsch, du Dingli! 's meint no, me wüss nit,
Ass es versprochen isch, und ass sie enander scho bstellt hen?
Dieser Moment ist in einem Gemälde dargestellt von
Agricola, dessen Composition durch einen Steindruck 3)
bekannt und bei den Ereunden Hebels beliebt ist; denn
sie enthält die Züge des siunigen Dichters, welcher
freundlich drohend der verschämten Jungfrau die er-
wähnten Worte in's Herz spricht. Dies Bild aber wie
die ganze Dichtung lässt erkennen, dass der heidnische
Mythus mit seiner Gestaltung der Flussgottheiten der
christlichen Kunst noch Baum gelassen hat, auf demselben
Gebicthdurch seelenvolle Auffassung" der Natur etwas
Eigenthümliches zu schaffen.
Länder und
Städte.
Zuletzt unter allen physisch-mythologischen Vor-
stellungen bietet die Personification von Ländern und
Städten sich uns dar, die kaum noch diesem Gebiet ganz
angehören 4): denn zwar die Welttheile so wie die Län-
der, welche rings von natürlichen Grenzen eingeschlossen
1) Ebendas. S. 31.
2) Ebendas. S. 29 f.
a) Carlsruhe bei J. Velteh.
4) Vergl. oben S. 43.