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Gedicht de partu virginis (1525), dessen mythologische
Bestandtheile im Allgemeinen schon früher dargelegt
sind 1). Als die Engelschaaren die Geburt des Welt-
heilandes preisen, nachdem schon Berge und Wälder dem
Gesang der Hirten geantwortet haben, kommen auch die
Fluthen des Jordanin Aufregung; das merkt gier blau-
liche König, der Erzeuger der feuchten Gewässer" 2), der
umgeben von seinen Töchtern, den Najaden, deren neun-
zehn namhaft gemacht werden, sinnend in seiner Grotte
sitzt und auf die krystallene Urne sich stützend, woraus
das Wasser strömtß), die auf derselben eingegrabenen
Bilder der (dereinstigen) Taufe Christi betrachtet: verwun-
dert erhebt er aus den Wellen das bemooste Haupt mit
den Hörnern am Stiergesicht4) und erblickt weithin die
Ufer ungewöhnlich in Blüthe und die Lichter der Hirten
in den Wäldern und hört die frohen Gesänge, und die
himmlischen Stimmen. Das erinnert ihn an die Weis-
sagung des Proteus von der Zukunft Christi und dem
Ruhm, der ihm selbst daraus bevorstehe, wenn dereinst
der Herr der Welt zur Taufe in den Fluss hinabsteige:
da werde er 5), volllStaunen über solchen Gast, die furcht-
samen Thalnym-phen, seine bläulichen Genossen, ermahnen,
rasch auf den Altären Weihrauch zu entzünden und Sitze
mit grünem Moose zu versehen und Kränze an schimmern-
den Säulen aufzuhängen und Purpurrosen, Hyacinthen
1) S. oben Th. I. S. 281-285.
2) Sannazar De partu virg. Lib. III. v. 283.
ß) Ihid. v. 293:
ilpse anfro medius, pronaque acclivis in urm
Fupdit aquas.
4) Ibid. v. 323:
dum suhlevat umlis
Muscosum caput et taurino cornua vultu.
5) Ihid. v. 406 sqq.