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der Taufe Christi, welche vorzugsweise zur Darstellung
gekommen sind. Bei dem letztern findet die Tradition
von seinen beiden Quellen auch in dieser Zeit wie noch
späterhin ihren Ausdruck durch die doppelte Personilication
des Flusses.
Namentlich sind die vier Flüsse des Paradieses als
männliche Figuren mit ihren Urnen, woraus Wasser lliesst,
gebildet am westlichen Portal der Kathedrale von Bheims
aus der ersten Hälfte des 13. Jahrhunderts. Hingegen
erscheinen sie in einer Bibel der Bibliothek Lobkowitz
zu Prag 1) aus der zweiten Hälfte desselben Jahrhunderts
als nackte Nymphen, welche Wasser aus Gefässen giessen,
in der Umgebung des ersten Menschen, der Gott für seine
Erschaßung dankt.
Die Personiiication des Jordan aber bei der Taufe
Christi zeigt sich in den Fresken des Baptisterium zu
Parma um d. J. 1221, die zwar die niedrigste Stufe der
Kilnstfertigkeit zeigen unter allen Werken der wieder
aufgelcbten Malerei, doch gerade von diesem neuen Leben
Zeugniss geben, ja als die Geburtsstätte desselben gepriesen
sind: der Flussgott ist aber ohne Attribut vorgestellt,
nur als eine kleine nackte Figur, die im Wasser liegtß).
Deutlicher ist die Personilication in einem Glasgemälde
der Kathedrale zu Chartres 4), wo wieder zwei Flussgötter
erscheinen, die ihre Fluthen zu den Füssen Christi aus-
giessen. Auch in einer Handschrift des Gregor von Na-
zianz zu Paris vom J. 1262 ist derJordan als Flussgott
abgebildet b). Hingegen ist in eben diesem Jahrhundert
in derselben Scene diese Personilication bei Seite ge-
Didron Icouogr. chrät. p. 326. not. 1.
2) Waagen im Deutschen Kunstblatt 1850. No. 19. S. 148 f.
a) Fr. K. im Tüb. Kunstblatt 1827. S. 27.
d) Didron Manne! (Piconogr. chrrät. gr. et lat. p. 164.
ä) Ms. gr. n. 550. W nagen Kunstw. u. Künstler in Paris S. 230.