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Flussgott vermissen lässt. Aber in einem Evangeliarium
vom J. 1128, einem kostbar ausgestatteten Manuscript
des Kaisers Johann II. Comnenus (der mit dem Prinzen
Alexius voran abgebildet ist, wie sie von Christus ge-
segnet werden) ebenfalls in der vaticanischen Bibliothek,
ist ein Miniaturbild der Taufe Christi 1) hinsichtlich der
Vorstellung des Jordan, dessen Wasser die ganze Breite
des Vordergrundes einnimmt, zwiefach bemerkenswerth:
zu Anfang desselben ist der Flussgott, eine bartige Figur,
mit seiner Urne gelagert, weiterhin bietet der Fluss
eine Art Genrebild dar, indem man zwei schwimmende
Personen im Wasser erblickt und daneben eine dritte, die,
übrigens schon ganz entkleidet, sich noch die Stiefel aus-
zieht, um auch hineinzusteigen. Hingegen sitzt der Fluss-
gott mit der Urne selbst im Wasser zu den Füssen Christi
in dem Miniaturbilde eines Psalterium des 11. 12. Jahr-
hunderts im Privatbesitz zu Lyon 21- Hiernächst ist auch
in Freskogemälden byzantinischer Kirchen, wie einst in
den Mosaiken zu Ravenna, diese Personification aufge-
nommen, jedoch mit einem eigenthümlichen Affekt,
wozu noch in später Zeit das Handbuch für griechische
Kirchenmaler Anweisung giebta): darnach soll in jener
Scene unterhalb des Täufers ein nackter Mann, querüber
liegend mit einer Urne, woraus er Wasser giesst, vor-
gestellt werden, der hinter sich nach Christus mit Schrecken
sich umsieht. S0 enthält in der Kuppel des Baptisterium
von S. Laura auf dem Berge Athos das Bild der Taufe
Christi, wobei auch das Meer in weiblicher Gestalt er-
scheint, den Jordan als eine nackte bärtige Figur in der
Somme rard
12.
p. 163.
1) Abgebild. bei d'Agincourt, Pin. Tav. LIX.
2) Im Besitz des Dr. Commarmont; abgebild. bei du
Lcs arLs du moyen ägc. Album. Sör. VIII. Pl.
3) M:u1uel'd'icol1ogr, chröt. gr. ei. lat. par Didron