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grosser Thorflügel geöffnet und der Flussgott des Jordan
unten im Wasser staunt das Wunder an.
Von griechischen Bildwerken gehören hierher vor
allem zwei Elfenbeintafeln, welche Scenen aus dem Leben
Jesu darstellen: die eine im Dom zu Mailand, die durch
griechische Aufschriften als Arbeit eines griechischen
Künstlers sich zu erkennen giebt, aus dem 10. Jahrhundert
oder früher I); die andere ein Diptychon im Museum
Barberinum zu Rom, welches in den Anfang des lLJahr-
hunderts gesetzt und auch für ein griechisches Werk ge-
halten wird 2). Auf der erstern sind zumal bei der Taufe
die Figuren sehr verlöscht 0b nimiam osculorum frequen-
tiam, wie der Herausgeber bemerkt. Die Anordnung ist
in beiden im Wesentlichen dieselbe; auf jener erscheint
der Flussgott als eine kleine im Wasser sitzende Figur
ohne Attribut, welche die Linke nach Christus ausstreckt;
,in dem andern Bildwerk, wo er in halber Figur sichtbar
ist, mit dem Kopf aus dem Wasser hervorragend, hat er
eine Urne in der Hand. Auch auf der bronzenen Thür
von St. Paul zu Rom vom J. 1070, welche in Constan-
tinopel gearbeitet ist 3), zeigt sich in der Darstellung der
Taufe Christi rechts zu seinen Füssen eine kleine nackte
Figur im Wasser liegend ohne Attribut, die ohne Zweifel
den Flussgott vorstellt. Dazu kommt eine Reihe by-
zantinischer Malereien, obwohl eine der ältesten, in
der vaticanischen Handschrift des Menologium, welches
auf Befehl des Kaisers Basilius im 10. Jahrhundert aus-
geführt worden, bei Darstellung der Taufe Christi 4) den
Abgebild. bei G o ri Thes. vet. diptych. T. III. p. 263. Tab. XXXI.
2) Abgebild. bei Gori I. c. p. 285. 286.. Tab. XXXVII; erwähnt
von Platner Beschreib. Bom's III, 2. S. 438.
5) Abgebild. bei düägincourh Scult. Tav. XIV, 2.
4) Menolog. Gr. jussu Busilii edit. Urbin. 1727. P. II. p. 86_