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des Flussgottes Veranlassung gegeben, in einer Reihe
von Bildwerken vom 9ten bis zum 13. Jahrhundert. Doch
kommen dazu drei merkwürdige Werke, zwei Miniatur-
bilder und ein Schnitzbild, das eine mit einem voran-
gehenden, die beiden andern mit einem nachfolgenden
Inhalt, von denen wir aber auch die letztern ihres höheren
Alters wegen, da sie dem 9ten und 10. Jahrhundert an-
gehören, hier vorgängig in Betracht ziehen.
Es ist erstens der obere Elfenbeindeckel eines Evan-
gelistarium angeblich Karls des Kahlen in der K. Bibliothek
zu Paris 1), auf welchem in einem Oval, von zwei Engeln
gehalten, Christus vorgestellt ist thronend, wie er dem
unten stehenden Petrus und Paulus die Schlüssel und die
Schrift reicht; im Vordergrund erscheint eine sitzende
männliche Figur, mit zwei Hörnern am Haupt, in der einen
Hand hält sie einen Fisch, in der andern eine Urne, aus
der Wasser sich ergiesst, ein Ast liegt auf ihren Knieen
und um den einen Arm windet sich eine Schlange. Nach
der Mehrzahl der Attribute ist der Flussgott nicht zu
verkennen und keineswegs an den Satan zu denken 2);
ungewöhnlich ist nur die Schlange, die sonst wohl der
Figur der Erde zugetheilt wird 3). Es ist also eine Scene
in der Nähe des Jordan und nächst der Himmelfahrt Christi
gedacht, der aus der Herrlichkeit dem Petrus und Paulus
die Zeichen ihres Berufs", herabreicht, ähnlich wie Elias
I) Suppl. lat. n. 323. in 4". Abgebild. bei Lenormant Träsor
de nulnisnn. et de glypt. Beo. de basrel. etnfornem. T. I. PI, 20;
beschrieben von Du chala i s bei Didron Anna]. archöol. V01. VI.
p. 106. und Waagen Kunstw. u. Künstler in Paris S. 701.
2) Wie Lenormant erklärt 1. c. p. 16. Vgl. Guenebault
Dictionn. iconogr. des monum. T. l. p. 482. 001.1. T. II. p. 324.
col. 1. Waagen a. a. O. Den Flussgott erkannte Duchalais
l. c., dem Didron in einer Note beistimmt.
s. oben s. 61. 13. 74. vs. so. 81. ss.