Volltext: Mythologie der christlichen Kunst von der ältesten Zeit bis in’s sechzehnte Jahrhundert (Bd. 1, Abth. 2)

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ziehung auf die letzten Dinge zur Darstellung gekommen. 
Einmal bei dem jüngsten Gericht in dem Miniaturbilde 
eines Evangeliarium im Dom zu Trier wahrscheinlich aus 
dem Ende des 12. Jahrhunderts l): dasselbe zeigt wie 
gewöhnlich Christus auf dem Regenbogen sitzend, um- 
geben von den Symbolen der Evangelisten,  weiterhin 
in den Ecken der Einfassung sieht man in Runden die 
vier Flüsse in Gestalt von Jünglingen, von denen zwei 
sitzend aus Urnen Wasser giessen, zwei knieend aus dem 
Munde Wasser speien, die drei ersten ganz nackt, der 
letzte bis zu den Knieen durch ein Kleid bedeckt: da 
scheint. nur der Parallelismus mit den Evangelisten ihre 
Darstellung molivirt zu haben. Eine unmittelbare Ver- 
anlassung zu derselben aber ergab sich bei der Vor- 
Stellung des himmlischen Paradieses, wenn man dafür 
das Bild des irdischen entlehnte. S0 enthält ein Gemälde 
des Hortus deliciarum der Herrad von Landsperg auch 
aus der zweiten Hälfte des 12. Jahrhunderts z) das Para- 
dies als Schauplatz des ewig seligen Lebens, wo die Aus- 
erwählten im Schooss Abrahams ruhend erscheinen: da 
nehmen gleichfalls die Figuren der Paradiesesflüsse mit 
ihren Urnen die vier Ecken ein. 
Schliesslich gedenke ich einiger Mosaikbilder, in 
denen die Paradiesesflüsse nicht sowohl in dogmatisehem 
Zusammenhang, als in ltosmographischer Bedeutung er- 
scheinen, von denen jedoch das erstere auch den Gedanken 
an die letzten Dinge zulässt. Es sindvdies die Mosaiken 
im Dom zu Aosta und zwar im Fussboden des Chors 3), 
 Nach gefälliger Mittheilung des Herrn Donncapit. von Wil- 
mowsk y in Trier. 
2) Engelhardt Herrad von Landsperg S. 54. 
3) Nach gefälliger Minheilung des Herrn Dr. Bethmann in Ber- 
lin, dem ich auch die Kunde von dem gleich zu erwähnendexl 
Minialurbilde verdanke.
	        
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