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Es weicht also die Combinatioxi der Flüsse mit den Evan-
gelisten von der aus dem Evangelistarium von Nieder-
münster eben angeführten insofern ab, als dort die Flüsse
zu Matthäus und Johannes umgetauscht sind. Uebrigens
erscheint hier neben den sitzenden Figuren der Flüsse,
welche ihre Urnen ausgiessen, ein Baum, den drei von
ihnen mit der einen Hand anfassen. Hierauf folgt die
eherne Säule, welche von Bernward Bischof von Hildes-
heim im J. 1022 im Michaeliskloster errichtet worden
und jetzt im Domhof daselbst sich befindet: während der
Schaft derselben mit 28 Darstellungen aus der Lebens-
geschichte Jesu von der Taufe bis zum Einzug in Jerusalem
geschmückt ist, woran sich ein (im J. 1544 zerstörtes)
Crucifix anschloss, welches auf dem Kapital ruhte, zeigt
die Basis auf jeder Ecke der Plinthe eine der Figuren der
Paradiesesflüsse mit der Urneyaus der Wasser strömt 1).
Eine ähnliche Bestimmung wie der eben beschriebene
Deckel _von Goldblech und Elfenbein hat wahrscheinlich
eine Kupferplatte aus dem Uten oder 12. Jahrhundert,
jetzt im Museum Cluny zu Paris 2), gehabt, die auch den-
selben Gedanken ausdrückt: sie zeigt nehmlich in der
Mitte eines Kreuzes das Lamm Gottes mit der Kreuzes-
fahne, umher in den Feldern zwischen den Armen des
Kreuzes die Flüsse des Paradieses als männliche Figuren,
die beiden obern (Gyon, Phison) jugendlich, die beiden
tmtern (Tygris, Everates) bärtig und gehörnt, die sämmt-
1) Kratz Der Dom zu Hildesheim Th. II. S. 66. mit Abbild.
Taf. VII. Vergl. Augusti Beitr. zur christl. Kunstgesch. Bd. I.
S. 204.
2) Abgebild. bei Lenormant 'I'rös0r de uumisln. et de glypt.
Rec. de basrel. et d'ornem. T. II. Pl. 32. du S0 m merard
Los arts du moyen äge. Album. Ser. IX. PI. 25; beschrieben
von Guilbermy in Didrou Annal. archäol. T. I. p. 47. und
von Didron Iconogr. chret. p. 326. mit Abbildung des Lammes.