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Meist dient diese Personificatioxi nur den Schauplatz
zu bezeichnen, ohne dass ihr eine Betheiligung bei der
Handlung eingeräumt ist. Zuweilen ergiebt sich jedoch
eine natürliche Beziehung zu den handelnden Personen,
wenn z. B. der Jordan beim Durchgang der lsraeliten
unter Josua vorgestellt ist, wie er seine Wellen auf-
thürmt, um den Pfad für dieselben trocken zu legen 1),
oder wenn er bei der Taufe Christi auf dessen Haupt
sein Wasser ausgiesst 2). Hingegen besteht nur eine
Gedankenverbindung wenn die vier Flüsse des Paradieses
erscheinen, ihr Wasser in den Mund der symbolischen
Figuren der Evangelisten giessend 3). Doch entbehrt die
Vorstellung einer objectiven Beglaubigung nicht, welche
ein ethisches Verhältniss der Natur zum Erlöser andeutend,
den Jordan bei der Taufe Christi bewegt von der heiligen
Handlung zeigt: einmal sieht man ihn nehmlich den ge-
öffneten Himmel anstaunend 4), ein andermal wie er vor
dem Herrn zurückschricktä), gleichwie einst bei dem
Durchgang der Israeliten unter Josua.
Die letztern Figuren, die Paradiesestlüsse und der
Jordan bei der Taufe Christi, sind es, welche in diesem
Zeitalter am häufigsten in menschlicher Gestalt erscheinen.
2. Die vier Flüsse des Paradieses sind in dreifacher
Hinsicht zur Darstellung gekommen: theils eigentlich in
Beziehung auf das Schöpfungswerk, theils symbolisch in
Anwendung auf die evangelische Geschichte, endlich in
Beziehung auf die letzten Dinge.
In der Bibel von St. Paul 9. Jahrh. zu Rom.
u) Im Evangel. 11. Jahrh. zu Prag.
3) In der Bibel 12. Jahrh. zu Erlangen.
4) In dem Ilortus deliciarum 12. Jahrh. zu Strassburg.
5) In einem Frescogemälde in S. Laura auf dem Berge Athos. Den
Gedanken spricht schon Ambrosius aus in einem Hymnus auf
Epiphanias als Fest der Taufe Christi, Opp. ed. Bened. T. II.
p. 1221. e. auch bei Daniel Thes. hymn. T. I. p. 19.