Volltext: Mythologie der christlichen Kunst von der ältesten Zeit bis in’s sechzehnte Jahrhundert (Bd. 1, Abth. 2)

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Meist dient diese Personificatioxi nur den Schauplatz 
zu bezeichnen, ohne dass ihr eine Betheiligung bei der 
Handlung eingeräumt ist. Zuweilen ergiebt sich jedoch 
eine natürliche Beziehung zu den handelnden Personen, 
wenn z. B. der Jordan beim Durchgang der lsraeliten 
unter Josua vorgestellt ist, wie er seine Wellen auf- 
thürmt, um den Pfad für dieselben trocken zu legen 1), 
oder wenn er bei der Taufe Christi auf dessen Haupt 
sein Wasser ausgiesst 2). Hingegen besteht nur eine 
Gedankenverbindung wenn die vier Flüsse des Paradieses 
erscheinen, ihr Wasser in den Mund der symbolischen 
Figuren der Evangelisten giessend 3). Doch entbehrt die 
Vorstellung einer objectiven Beglaubigung nicht, welche 
ein ethisches Verhältniss der Natur zum Erlöser andeutend, 
den Jordan bei der Taufe Christi bewegt von der heiligen 
Handlung zeigt: einmal sieht man ihn nehmlich den ge- 
öffneten Himmel anstaunend 4), ein andermal wie er vor 
dem Herrn zurückschricktä), gleichwie einst bei dem 
Durchgang der Israeliten unter Josua. 
Die letztern Figuren, die Paradiesestlüsse und der 
Jordan bei der Taufe Christi, sind es, welche in diesem 
Zeitalter am häufigsten in menschlicher Gestalt erscheinen. 
2. Die vier Flüsse des Paradieses sind in dreifacher 
Hinsicht zur Darstellung gekommen: theils eigentlich in 
Beziehung auf das Schöpfungswerk, theils symbolisch in 
Anwendung auf die evangelische Geschichte, endlich in 
Beziehung auf die letzten Dinge. 
 In der Bibel von St. Paul 9. Jahrh. zu Rom. 
u) Im Evangel. 11. Jahrh. zu Prag. 
3) In der Bibel 12. Jahrh. zu Erlangen. 
4) In dem Ilortus deliciarum 12. Jahrh. zu Strassburg. 
5) In einem Frescogemälde in S. Laura auf dem Berge Athos. Den 
Gedanken spricht schon Ambrosius aus in einem Hymnus auf 
Epiphanias als Fest der Taufe Christi, Opp. ed. Bened. T. II. 
p. 1221. e. auch bei Daniel Thes. hymn. T. I. p. 19.
	        
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