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Aus späterer Zeit sind noch zur Geschichte des Josua
Flussgötter zur Darstellung gekommen, und zwar wiederum
in Miniaturen der mehrerwahnten vaticanischen Perga-
mentrolle l). Namentlich der Jordan beim Durchgang der
Israeliten unter diesem ihrem Führer (Jos. 3, 17. 4, 8.) 2):
im Vordergrunde sieht man die Priester mit der Bundes-
lade, welche in der Mitte des Flusses anhalten, und die
Männer aus den zwölf Stammen, welche jeder aus dem
Bett des Jordan einen Stein aufheben; der Fluss selbst
in Person erscheint zur Seite des Zuges im Hintergrund,
sitzend, mit der Linken eine Urne ausgiessend und mit
einer Wasserpflanze in der Rechten; den Israeliten aber
kehrt er den Rücken zu, zum Zeichen, dass der Fluss
von ihrem Wege sich zurückgezogen hat. Auch bei der
Steinigung Achans im Thal Achor (Jos. 7, 25.) sieht
man in dem obern Theil desselben den Fluss, der durch
das Thal lliessl, in Gestalt eines Mannes sitzen, der eine
Pflanze in der Rechten hält 3).
3. Endlich bei der Taufe Christi ist der Flussgott
des Jordan angebracht in Bildwerken des fünften und
sechsten Jahrhunderts zu Ravenna. Vor allem in den
Mosaikmalereien der Kirchen S. Giovanni in fonte und
S. Maria in Cosmedin. Die erstere Kirche, das älteste
der noch vorhandenen Gebäude Ravennaüs, ist als Bapti-
sterium der ecclesia Ursiaua von Bischof Neo wahrschein-
lieh zwischen 425-430 erbaut und zeigt in ihrer obern
Kuppel einen reichen Schmuck von Mosaiken, in deren
bei Bosio p. 257. Aringhi T. I. p. 565. Bottari T. II.
Tav. LXXIL; das andere, um 1779 gefunden, zuerst heraus-
gegeben von d'Agincourt Pitt. Tav. VII. fig. 4.
1) S. oben Th. I. S. 24.
2) Abgebild. bei d'Agincourt Pitt. Tav. XXVIII, 3. und die
Figur des Jordan in der Grösse des Originals, Ibid. Tav. XXIX, 1,
3) Ibid. Tav. XXVIII, 13.