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Flüssen gelegen sind, und kann als Andeutung von An-
bau und Befruchtung aufgefasst werden 1). Einen Unter-
schied in der Bildung dieser Gottheiten bedingt die Grösse
und Bedeutung derselben: während der Ocean als bärtiger
Greis gedacht ist; erscheinen die grossen Flüsse als
greise oder bärtige Männer, die kleinern als Jünglinge,
den Quellen aber stehen theils Genien, theils Nymphen
vor, obwohl die letztern auch den Flüssen beigesellt sind.
Auch in den Attributen ergiebt sich dar-nach eine Abstufung:
das Ruder als Zeichen der Schiffbarkeit und das Füllhorn
kommt nur den grössern Flüssen zu; die kleinern müssen
mit der Urne und dem Schilf sich begnügen.
Sehr häufig ist die Vorstellung der Flussgötter in
dem vorhandenen Antikenschatz. Veranlassung dazu gaben
einestheils mythische Scenen, die an einem Flüsse sich
ereignet haben sollten 2): so erscheint der Skamander beim
Raub des Ganymedes 3) , bei Paris und Oenone 4) und beim
Urtheil des Paris 5), auch wie er selbst die Leichen der von
Achilles Getödteten aus seinem Flusse wirft 6), endlich beim
l) Voss a. a. O. S. 323 f.
z) Auch ein mythischer Fluss, der Styx erscheint in Gestalt einer
Nymphe in der Scene, cla Thetis den Achilles in ihn taucht,
auf einer Marmorscheibe im Capit. Mus. T. IV. p. 69. Tab. 17.
n. 3. (wo die Abbildung fälschlich eine männliche Figur angiebt).
Platner Beschreib. Emu's III, 1. S. 157.
3) In Sarkophagrelieis im Louvre, Clarac Mus. de sculpt. PI. 181.
n. 63. und in Florenz, B. Gall. di Fir. Ser. IV. V01. II. Tav. 101.
4) In zwei Scenen: wie sie noch in Eintracht beisammen sind,
auf einer irdenen Lampe im Museum zu Berlin, und bei ihrem
Abschied in einem Belief im Palast Spada; s. O. Jahn Archäol.
Beitr. S. 334. und S. 349 f. mit Abbild. Taf. X.
5') Auf einem Relief in der Villa Ludovisi, Platner Beschreib.
Bom's III, 2. S. 581.
Ü) Auf der Ilischen Tafel, Mus. Capit. T. IV. p. 336. Tab. 68.
n. 58.