Volltext: Mythologie der christlichen Kunst von der ältesten Zeit bis in’s sechzehnte Jahrhundert (Bd. 1, Abth. 2)

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Verbreitung wie die der Sonne und des Mondes gefunden, 
sondern ist noch vor derselben und allgemein am unbe- 
denklichsten aufgenommen, da schon die ältere christliche 
Kunst sie vielfach angewendet hat. 
Auch für diese Personification kann man auf den 
Vorgang der, heiligen Schrift sich berufen, welche in 
der Lebendigkeit ihrer Naturschilderungen auch dem Fluss 
und Meer Leben und Gestalt giebt, zumal in dem Lob- 
lied Ps. 98. (v. 4. 7.  „Jauchzet Jehova, alle Lande!  
Es hrause das Meer und was es erfüllet, die Welt, und 
die darauf wohnen; es klatschen die Ströme in die Hände, 
es jauchzen allzumal die Berge vor Jehova!"  Doch 
lässt sich gerade hier die Einwirkung der Antike am 
wenigsten verkennen. Fragt es sich aber nach den Vor- 
bildern dieser Kunstvorstellung auf antiken Denkmälern; 
so wird es nicht erforderlich sein, den ganzen weiten 
Kreis der Gottheiten und Dämonen des Wassers hier 
durchzugehn; sondern vornehmlich nur die Bildung der 
Flussgötter in's Auge zu fassen. 
Charakteristisch für die Wassergottheiten überhaupt 
ist ihre Kopfbildung: theils sind sie mit Stierhörnern 
versehen, die vielleicht schon bei Hesiod dem Neptun 
beigemessen werden 1), gewiss aber dem Oceanus bei Euri- 
pides 2), ferner dem Cephissus von den Athenern 3), dem 
Tiber und Rhein bei Virgil4),  wiewohl den Flussgöttern 
auch eine noch weiter gehende Stierhildung eigen ist 5); 
theils werden ihnen Krebsscheeren gegeben, wie nach 
1) Hesiod. Scut. Herc. v. 104: raügsog "Euuocriyaßog. Dagegen 
s. Voss Mythol. Briefe Bd. II. S. 325. 
2) Euripid. Orest. v. 1378 (1363): Zlxaauö; ravgdxgavog. 
3) Aelian. Var. hist. Lib. II. c. 33. 
4) Virg. Aeu. Lib. VIII. v. '77. und v. 727: Rhenusque hicornis. 
5') Sei es, dass ihnen ein Stierleih mit Menschengesicht, oder völlige 
Stiergestalt gegeben wird; s. Aelian. I. c.
	        
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