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des 16. Jahrhunderts übergegangen, jedoch nur ge-
theilt. Michelangelo brachte auf Grabmälern die Per-
sonification von Tag und Nacht, von Morgen und Abend
an, so wie die mythischen Gestalten von Himmel und
Erde. Raphael ordnete in seinen Tapeten, in den s0ckel-
artigen Darstellungen unterhalb der Hauptbilder aus der
Apostelgeschichte, dem Papst Leo als Verehrer des klas-
sischen Alterthums zu Liebe, mythische Figuren, wie die
Göttin Roma, ferner Fluss-, Berg- und Waldgottheiten,
auch die Jahres- und Tageszeiten an; er nahm in seinem
Entwurf der Schöpfung, der in den Mosaiken von S. Maria
del popolo ausgeführt ist, die Planetengötter auf und den
Flussgott des Jordan einigemal in seiner sogenannten
Bibel, den alttestamentlichen Scenen in den Loggien des
Vatican. Aber ebendaselbst ist von ihm bei der Taufe
Christi die Personification des Flusses vermieden, wie bei
der Schöpfung die von Sonne und Mond. S0 hat auch
Michelangelo bei demselben Gegenstand in der Sixtinischen
Kapelle diese beiden Himmelskörper nur nach ihrer natür-
lichen Gestalt vorgestellt.
Es war nehmlich ein anderes, nicht minder mäch-
tiges Interesse, das, obwohl es für das ganze Gebiet des
historischen Mythus freie Hand liess, für Scenen aus der
Natur jener Neigung entgegenwirkte. Dies zwiefache
Interesse lasst den Wendepunkt erkennen, in welchem
die Kunst damals stand, indem es bezeugt, wie jene
Meister einerseits der antiken Kunst zugewandt waren,
andererseits das Princip der modernen Kunst vertreten.
Ausbildung der Landschaft, Uebergang von
der mittelalterlichen zur modernen Kunst
und Gegensatz beider.
1. Denn die moderne Kunst,
Jahrhundert sich entwickelte, tritt
wie sie seit dem
hier sowohl mit
15.
der