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„So spricht das Erdbeben und lässt seine Stimme heller
als Posaunenklang hören: barmherzig und gnädig ist der
Herr, geduldig und von grosser Güte (Ps. 103, ich
habe euch erschreckt, nicht um zu betrüben, sondern
um euch sorgsamer zu machen". Dabei empfiehlt er der
Gemeinde, genau auf das Wort zu achten.
Der Inhalt dieses Worts drückt die Auffassung aus,
welche im christlichen Alterthum herrschend ist und auf
die heilige Schrift selbst sich stützt. Denn das Alte
Testament, nach dessen Ausspruch die Enden der Erde
in der Hand Gottes sind (Ps. 95, leitet auch das
Erdbeben unmittelbar von ihm ab. Und zwar in zwie-
facher Beziehung; einestheils indem die blosse Nähe des
Herrn die Erde in Ehrfurcht erheben lässt, wie der
Berg Sinai bebte (2 Mos. 19, 18.) nach dem Liede Davids
(Ps. 68, 8. „G0tt, als du einherschrittest durch die
Wüste, da zitterte die Erde und der Himmel troff vor
Gottes Antlitz, dieser Sinai vor Gottes Antlitz" 1) ; und
der Berg Horeb, als der Herr dem Elias nahte (1 Kön.
19, Anderntheils in Folge des Zornes Gottes, wie
der Prophet verkündigt (Jes. 5, der Zorn des Herrn
entbrennt gegen sein Volk und schlägt es, dass die Berge
beben 2). Eben so begleitet im Neuen Testament das
Erdbeben die grossen Epochen der Erscheinung Christi:
seine Kreuzigung (Matth. 27, Auferstehung (Matth.
28, 2.) und seine Zukunft, zunächst bei der Zerstörung
Jerusalems (Matth. 24, 7. Marc. 13, 8. Luo.- 21,
während vor der zweiten Wiederkunft Christi häufige
Erdbeben zu den Zeichen gehören, die den Tag des
Zornes Gottes ankündigen (Otfenb. 6, 12. S, 5. 11. 13.
19. 16,
sie , er
ijäEÄÄÄJrPm 104, 32: er schaut die Erde an, so bebet
rührt die Berge an, so rauchen sie. Nah. 1, 5.
2) Vergl. Ps. 18, 8.