Volltext: Mythologie der christlichen Kunst von der ältesten Zeit bis in’s sechzehnte Jahrhundert (Bd. 1, Abth. 2)

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„So spricht das Erdbeben und lässt seine Stimme heller 
als Posaunenklang hören: barmherzig und gnädig ist der 
Herr, geduldig und von grosser Güte (Ps. 103,  ich 
habe euch erschreckt, nicht um zu betrüben, sondern 
um euch sorgsamer zu machen". Dabei empfiehlt er der 
Gemeinde, genau auf das Wort zu achten. 
Der Inhalt dieses Worts drückt die Auffassung aus, 
welche im christlichen Alterthum herrschend ist und auf 
die heilige Schrift selbst sich stützt. Denn das Alte 
Testament, nach dessen Ausspruch die Enden der Erde 
in der Hand Gottes sind (Ps. 95,  leitet auch das 
Erdbeben unmittelbar von ihm ab. Und zwar in zwie- 
facher Beziehung; einestheils indem die blosse Nähe des 
Herrn die Erde in Ehrfurcht erheben lässt,  wie der 
Berg Sinai bebte (2 Mos. 19, 18.) nach dem Liede Davids 
(Ps. 68, 8.  „G0tt, als du einherschrittest durch die 
Wüste, da zitterte die Erde und der Himmel troff vor 
Gottes Antlitz, dieser Sinai vor Gottes Antlitz" 1) ; und 
der Berg Horeb, als der Herr dem Elias nahte (1 Kön. 
19,  Anderntheils in Folge des Zornes Gottes, wie 
der Prophet verkündigt (Jes. 5,  der Zorn des Herrn 
entbrennt gegen sein Volk und schlägt es, dass die Berge 
beben 2).  Eben so begleitet im Neuen Testament das 
Erdbeben die grossen Epochen der Erscheinung Christi: 
seine Kreuzigung (Matth. 27,  Auferstehung (Matth. 
28, 2.) und seine Zukunft, zunächst bei der Zerstörung 
Jerusalems (Matth. 24, 7. Marc. 13, 8. Luo.- 21,  
während vor der zweiten Wiederkunft Christi häufige 
Erdbeben zu den Zeichen gehören, die den Tag des 
Zornes Gottes ankündigen (Otfenb. 6, 12. S, 5. 11. 13. 
19. 16,  
sie , er 
ijäEÄÄÄJrPm 104, 32: er schaut die Erde an, so bebet 
rührt die Berge an, so rauchen sie. Nah. 1, 5. 
2) Vergl. Ps. 18, 8.
	        
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