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unterlässt der Nil, die Ufer zu übersteigen, ist der Himmel
wolkenleer, erhebt die Erde u. s. w.; alsobald schreit
man: die Christen den Löwen"; d. h. sie sollten den
wilden Thieren vorgeworfen werden. Auch als um d. J. 237
Cappadocien und Pontus von Erdbeben heimgesucht wur-
den, litten die Christen deshalb Verfolgung 1). In der
diocletianischen Verfolgung aber zu Anfang des 4. Jahr-t
hunderts heglückwünscht Kaiser Maximin Tyrus, Nico-
medien und andere Städte des Orients, dass dergleichen
Drangsale aufgehört haben seit sie den alten Göttern sich
wieder zugewandt 2): „wer kann so sinnlos, heisst es in
dem Decret, so alles Verstandes beraubt sein, um nicht
einzusehn, von der Götter gütiger Vorsorge komme es,
dass . . . die Erde weder aus ihren untersten Schlünden
durch furchtbare Erschütterung sich emporwerfe, noch
auch dass die auf ihr stehenden Berge durch entstehende
Spaltungen sich versenken. Jedermann weiss wie das
alles und noch viel ärgere Unglücksfälle sich vor dieser
Zeit oftmals ereignet haben. Das alles geschah aber
wegen des verderblichen Irrthums der eitlen Thorheit
jener gottlosen Menschen [der Christen], seitdem diese
in ihren Gemüthern obgewaltet und so zu sagen den
ganzen Erdkreis mit Schande erdrückt hat". Solchen
Anklagen hatten die Apologeten zu begegnen, wie gerade
davon Arnobius zu Anfang des 4. Jahrhunderts den Aus-
gangspunkt nahm seiner Sehutzschrift wider die Heiden 3).
Ein Jahrhundert später führt noch Augustinus das heid-
nische Sprichwort an: non pluit deus, duc ad Christianes 4).
Ürig. in Matth. 10m. xvn. c. 24. Üpp. 1'. 111. p. 831. 1m-
milian. Epist. inter Cyprinni Opp. ep. 75. p. 146. ed. Baluz.
2) Euseb. Hist. eccles. Lib. IX. c. 7. Vergl. Neander Kirchen-
gesch. 2. Aufl. Ahth. II. Bd. 3. S] 6.
a) Arnob. Adv. gent. Lib. I. c. 3.
4) Augustin. Enarrat. in Ps. LXXX. c. 1. und De civit. deiLib. II.
c. 3.
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