Volltext: Mythologie der christlichen Kunst von der ältesten Zeit bis in’s sechzehnte Jahrhundert (Bd. 1, Abth. 2)

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aber Sonne und Mond erscheinen noch in ganzer mensch- 
licher Figur. Flussgötter zur Bezeichnung des Jordan 
sind angewandt in den durch Scenen einer eigenthümlich 
Christlichen Symbolik sich auszeichnenden Mosaiken, mit 
denen Jacob Torriti zu Rom die Kirche S. Maria maggiore 
und die Laterankirche um 1289 und 1291 schmückte. 
Und Giotto stellte (1298) in dem berühmten Mosaik der 
Peterskirche, der Navicella, die Winde persönlich dar. 
Auch in einem der Miniaturbilder, die eine Generation 
Später, aber unter seinem Einfluss verfertigt sind (s. Th. I. 
S. 276.) erscheint der Himmel in weiblicher Gestalt.  
Aber in den Miniaturen des Speculum humanae salvatio- 
His seit dem Anfang des 14. Jahrhunderts, so wie später 
in den Holzschnilten zu demselben, sind weder Fluss- 
götter (bei dem Untergang Phara0's, der Himmelfahrt 
des Elias und bei der Taufe Christi), noch Sonne und 
Mond bei der Kreuzigung angegeben; nur in einer heid- 
nischen Scene (s. Th. l. S. 152.) ist die Person des Sonnen- 
gottes vor Augen gestellt. 
Eine neue Anregung erhielt das Interesse für physische 
Personificationen, das heisst für die Bilder von Natur- 
gottheiten, allerdings im Lauf des 15. Jahrhunderts durch 
das Studium des klassischen Alterthums und seiner künst- 
lerischen Vorbilder, und durch die daher erweckte Be- 
geisterung für den religiösen Mythos, welche die Dar- 
stellung von Scenen aus der Götterfabel in der neuern 
Kunst einheimisch machte. Mit-diesem Interesse hängt 
die häufige Darstellung der Planeten in Gestalt der heid- 
nischen Gottheiten ihres Namens, z. B. von Sandro Bot- 
ticelli, zusammen. Wogegen es nur als Reininisceilz an 
das christliche Mittelalter anzusehen ist, wenn in Ge- 
mälden von Ghirlandajo und Raphael" Sonne und Mond 
als Gesichter über dem Bilde des Gekreuzigten erscheinen. 
x Jenes Interesse ist dann auch auf die grossen Meister
	        
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