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Richtung und Benennung angedeutet, nun auch veran-
schaulicht werden durch die Windrose. Nehmlich von
der Mitte der vier Seiten jener Tafel gehen nach aus-
wärts je drei Strahlen aus (der eine senkrecht, die beiden
andern schräge zu beiden Seiten), an deren Endpunkten
die 12 Winde vorgestellt sind: jeder mit seinem lateini-
schen Namen und kurzer Angabe seiner Eigenschaften.
Sie erscheinen sämmtlich als geflügelte Köpfe, aber in
dreifacher Abstufung. Denn von den vier Hauptwinden
hat der Nord- und Südwind ein dreifaches Gesicht, drei
Nasen, drei Munde und zwei Augen; der Ost- und West-
wind ein zweifaches Gesicht: mit ihrem Doppelgesicht
sind alle vier nach beiden Seiten gewendet. Die Neben-
winde hingegen haben ein einfaches Gesicht, womit sie
allemal je zwei dem zwischen ihnen befindlichen Haupt-
wind zugekehrt sind.
In derselben Bedeutung, den Weltkreis abzubilden,
ist die Darstellung der Winde auch einmal hervorgerufen
durch ein chronologisches Thema: das mehr erwähnte
Bild der Zeitkreise in dem Chr0ni_c0n Zivifaltense minus
aus dem 12. Jahrhundert zu Stuttgart, welches in cou-
centrischen Kreisen in der Mitte die Figur des Jahres,
dann die Zodiacal- und weiter die Monatsbilder enthält
(s. oben S. 379 f), zeigt am äussern Rande des letzten
Kreises die 12 Winde, einen bei jedem Monat, als Ge-
sichter in Profil, aus deren Munde Strahlen ausgehn.
Da ist mit der Zeittafel eine Welttafel verbunden, weil
durch Bewegung im Baum die Zeit gemessen wird 1).
In der erstern Beziehung aber, in geographischen
und kosmographischen Figuren, erhält sich die Darstellung
der Winde bis zu Ausgang des Mittelalters. Ein Miniatur-
hild der Schöpfung in einer heidelberger Papierhandschriit
oben
1) Vergl.
311.