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4 Evangelien gedeutet werden, die in allen 4 Weltgegen-
den durch die Apostel und ihre Nachfolger verkündet
sind. Diese Erklärung wird ergänzt durch eine im Mittel-
alter herrschende Deutung des Namens Adam, wodurch
man unmittelbar von dem Menschen zu den Weltgegen-
den gelangt. Nehmlich man fand dieselben mittelst des
sogenannten Notarikon in dem Namen des ersten Menschen
enthalten sofern seine vier Buchstaben die Anfangsbuch-
staben für die griechischen Namen der vier Weltge-
genden sind: -
Z1 uatolvf
J den;
ä 9x10;
y sdqyßgirt.
In dieser Beziehung wird Adam tetragrammatos genannt
in einem Abschnitt der Sibyllinischen Orakel 1), der wahr-
scheinlich um die Mitte des 5. Jahrhunderts im Abend-
lande gedichtet ist. Daselbst hat diese Deutung festen
Fuss gefasst schon durch Augustinus 2), der diese Ver-
knüpfung der Namen mit dem Gedanken erfüllt, einer-
seits, dass Adam in seinen Nachkommen in alle Welt zer-
streut ist, andrerseits, dass in der Zukunft Christi die
Auserwählten von den vier Winden versammelt werden.
Ihm sind Beda 3) u. A. gefolgt: und gerade mit Rück-
sicht auf diese Zusammensetzung seines Namens wird
Adam als microcosmus bezeichnet durch Honorius von
Autun 4) zu Anfang des 12. Jahrhunderts. Also hat in
jener Figur (S. 469.) ein doppeltes Interesse zur Darstellung
der Weltgegenden geleitet, die zunächst nur durch die
1) Orac. Sibyll. Lib. II. v. 371-373.
2) Augustin. In Joann. tract. IX. c. 14. tract. X. c. 12. Opp.
ed. Bqned. T. III. P. 2. p. 266. f. p. 272. b.
3) Beda Exposit. in Joann. c. II. v. 20. Opp. ed. C01. T. V.
p. 473.
4) Honor. Augustod. De imag. mundi Lib. I. c. 86.