Volltext: Mythologie der christlichen Kunst von der ältesten Zeit bis in’s sechzehnte Jahrhundert (Bd. 1, Abth. 2)

ZU 
Uebrigens hält diese Richtung, Naturerscheinungen 
in menschlicher Gestalt abzubilden, bis in's 13. Jahrhundert 
an, wovon namentlich das Mosaik zu Rheims aus dem 
12. oder 13. Jahrhundert (s. Th. I. S. 28.) ein interes- 
santes Denkmal ist. Doch kündigt der Umschwung, der 
dann eintritt, schon im Lauf des 12. Jahrhunderts sich 
an. Nehmlich in den Miniaturen einer lateinischen Bibel 
zu Erlangen (n. 74.) aus dem 12. Jahrhundert sind zwar 
bei der Schöpfung Erde und Meer in ganzer Figur, Sonne 
und Mond aber nur als Gesichter angegeben; ferner er- 
scheinen daselbst zwar die Paradiesesflüsse zu Anfang 
der Evangelien in Gestalt von Flussgöttern, aber in den 
Scenen aus dem Leben Jesu zu Anfang der Apocalypse 
ist bei degflfaufe der Flussgott, sowie bei der Kreuzigung 
die Figur viignfsonne und Mond ganz weggelassen. Ebenso 
sind in dein Psalterium des Landgrafen Hermann von 
Thüringen in der K. Privatbibliothek zu Stuttgart aus 
dem Ende des 12ten oder dem Anfange des 13. Jahr- 
hunderts bei der Kreuzigung Sonne und Mond noch als 
Gesichter beibehalten, der Flussgott aber bei der Taufe 
beseitigt. 
3. So macht denn die Abnahme des Interesse für 
solche Personificationen seit dem 13. Jahrhundert insbe- 
sondere dadurch sich bemerklich, dass die Flussgötter 
in der christlichen Kunst verschwinden und Sonne und 
Mond, welche sonst bei der Kreuzigung nicht leicht 
fehlten, entweder nur noch als Gesichter erscheinen oder 
ganz ausgelassen werden,  wie Nicola Pisano an der 
Kanzel zu Pisa im J. 1260 die Kreuzigung ohne diese 
Figuren bildete. Doch setzen sich die physischen Personi- 
iieationen vereinzelt noch bis in's 14. Jahrhundert fort. 
In dem Gemälde der Schöpfung zu Assisi von Cimabue 
sind zwar Erde und Meer nicht mehr persönlich, sondern 
nach der Natur mit Pflanzen und Thieren vorgestellt,
	        
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