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2. Andrerseits finden sich die Winde mit Andeutung
ihrer Richtung, also nach Art, wenn auch nicht in Form
einer Windrose persönlich abgebildet in Verbindung mit
kosmographischen und chronologischen Vorstellungen. S0
bei Cosmas Indicopleustes, der mit einer Vorstellung von
der Figur der Erde, wie sie beinah neun Jahrhunderte
früher Ephorus gehabt hatte, nach demselben die Zeichnung
einer Völkertafel mittheilt, die aus seinem gedruckten
Text vorhin wiedergegeben ist. Demgemäss enthält nun
auch eine Handschrift des Cosmas in der florentinischen
Bibliothek aus dem 10. Jahrhundert ein Bild der Erde 1),
welche viereckig, rings in vier Streifen vom Ocean um-
flossen ist: in der Mitte dieser vier Streifen erscheinen
in Medaillons nackte Gestalten in halber Figur, welche
in ein Horn blasen, das sind die vier Winde der Erde.
Eine ähnliche mehr ausgeführte Tafel enthält zu einem
Tractat über die Apocalypse eine turiner Handschrift
des H. oder 12. Jahrhunderts 2): es ist die Erde, jedoch
in kreisförmiger Gestalt, mit Bergen, Flüssen, Namen
der Länder und Städte, vom Ocean rings umflossen:
ausserhalb desselben an allen vier Seiten sind wiederum
die Winde vorgestellt als nackte Figuren mit doppelten
Attributen, da jeder auf einem Schlauche sitzt und in
ein Horn bläset, aus denen beiden Strahlenbüschel her-
Vorgehn.
Aus derselben Veranlassung sind in andern Miniaturen
dieser Zeit die zioölf Winde vorgestellt: namentlich ein
1) Bibl. Laurent. Plut. IX. cod. 28. abgebild. bei Montfaucon
Collect. nov. patr. et script. Graec. T. II. zu p. 188. Tab. I. Iig. 6.
Von den Gemälden dieser Handschrift s. Bandini Catal. cod.
ms. bibl. Medic. Laurent. cont. opp. Graec. patr. T. I. p. 439.
col. 1. und not. 1.
2) B1. 86. s. Pasini Codic. ms. bibl. reg. Taurin. P. II. zu p. 29.
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