Volltext: Mythologie der christlichen Kunst von der ältesten Zeit bis in’s sechzehnte Jahrhundert (Bd. 1, Abth. 2)

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sein Gemälde die Geburt der Venus 1): sie schwimmt im 
Geleit von Liebesgöttern auf einer Muschel dem Ufer zu, 
getrieben von zwei Windgöttern, welche über dem Meere 
schwebend in dieser Richtung blasen; dieselben erscheinen 
in ganzer Figur. Hingegen hat Raphael in den Fresken 
des Badezimmers im Vatican bei Behandlung desselben 
Gegenstandes 2) dieses Motiv nicht angewandt, da er die 
Venus bei ruhiger See zeigt, wie sie eben eine schwim- 
mende Muschel besteigt 3); aber in dem folgenden Bilde: 
Venus und Amor auf Seelöwen die schäumende See be- 
fahrend 4) schauen aus Wolken zwei Winde in Gestalt 
von Köpfen, aus deren Mund starke Strahlen ausgelm.  
Ferner hat Leonardo da Vinci in einer verloren gegangenen 
Zeichnung aus seiner Jugendzeit den Neptun dargestellt 
auf stürmendem Meer von Seepferden gezogen, umgeben 
von Winden und Meergöttern 5). Eben solche Scene, 
Neptun das Meer befahrend, welches von zwei Winden 
in Gestalt blasender Köpfe aufgeregt wird, enthält das 
'l'itelblatt eines Breviarium des Königs Matthias Corvinus 
von Ungarn ß), dessen Malereien in den J. 1487-1492 
1) In der florentinischen Gallerie, Vasari Leben der Maler Bd. II. 
Ahth. 2. S. 238. Vergl. oben Th. I. 327. Nähere Kunde von 
diesem Bilde verdanke ich Herrn Dr. Guhl aus eigener An- 
schauung. 
2) Passavant Rafael von Urhino Th. II. S. 279. Gestochen von 
Marco da Ravenna, Bartsch Peintre grav. T. XIV. p. 243. 
n. 323. Ein Exempl. im K. Kupferstichkab. zu Berlin. 
a) Eine Geburt der Venus ist, auch von Tizian in der Bridgewater 
Gallerle (Waagen Kunstw. und Künstler in England Th. I. 
S. 323.), worin eben so wenig das Momiv mit den Winden an- 
gebracht ist. 
4) Barlzsch l. c. p..244. n. 324. 
5') Vasari Leben der Maler Bd. III. AbLh. 1. S. 14. Vergl. oben 
Th. I. S. 328. 
ü) In der vatic. Biblioth. N0. 112. Bl. 7. Abgubild. bei d'Agin- 
courl. Pitt. Tav. LXXIX, 1.
	        
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