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wegte Luft darzustellen, und die Sculptur auf eine solche
Darstellung gar keinen Anspruch machen kann.
Und zwar zunächst in einer Reihe biblischer Bildwerke.
Gleich bei dem ersten Meister der wiedererstandenen
Kunst linden wir die Vorstellung der Winde sogar in
ganzer Figur. Es ist das berühmte Mosaik von Giotto,
die Navicella, welches im J. 1298 für den Vorhof der
alten Peterskirche verfertigt werden, aber nach mancher-
lei Schicksalen unter Clemens X. von Oratio Manetti gänz-
lich erneuert ist und seitdem in der neuen Peterskirche, in
der Lünette über dem mittlern Eingang der Vorhalle
sich befindet 1). Darin sieht man das vom Sturm bewegte
Meer und das Schiff, aus welchem die eilf Jünger ängst-
lich staunend auf den Herrn blicken, der fest auf dem
Meere stehend den sinkenden Petrus aus den Wellen
ßmporzieht. Der Sturm ist dargestellt in der Gestalt
Zweier nackten Jünglinge, welche gellügelt, auf Wolken
Schwebend zu beiden Seiten des gewaltigen Segels, durch
ein Horn hineinblasen. Ueber ihnen erblickt man auf
Wolken vier Heilige, wahrscheinlich die Propheten des
Alten Bundes. Als Köpfe aber erscheinen die Winde
in der Scene, wie Jonas in's Meer geworfen wird, in
einem Relief des Vellano aus Padua, welches im J. 1488
gegossen und mit seinen übrigen Bronzcbildern an der
Aussenseite des Chors in S. Antonio zu Padua ange-
bracht ist 2): es ist eine figurenreiche Composition, rechts
L
I) Abgebild. bei Bottari Scult. e pitture sagte T. I. p. 193.
d'Aginc0urt Pitt. 'l'av. XVIII, 20. Pistolesi Il Vaticano
descr, ed illugu, T, I, Tav. IX. Vergl. Platner Beschreib.
Bonfs II, 2. S. 120. 168 f. Kugler Handb. der Malerei von
Burckh. Th. I. S. 309.
z) Abgebild. bei Cicognara Storia d. scult. V01. Il. p. 65. Tav. 12.
Vcrgl. Förster zum Vagzari Bd. II. Abth. 1. S. 387. Anm. 3.
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