447
Gottes versiegelt sind. Und so halten sie die 4 Winde,
dass keiner über die Erde bläset, noch über das Meer,
noch über einen Baum. Diesem Text genau entsprechend
wird zu einem Bilde Anweisung gegeben in dem griechi-
schen Handbuch für Kirchenmaler 1). Ausgeführt aber
ist ein solches Bild unter den Miniaturen einer Handschrift
der Apocalypse aus dem Anfang des H. Jahrhunderts in der
Bibliothek zu Bamberg 2): die 4 Winde, wie sie von
den 4 Engeln bedroht werden, erscheinen in den 4Ecken
des Bildes als blaue Köpfe mit zwei Hörnern, aus deren
Mund ein Hauch ausgeht. Dieselbe Vorstellung enthält
eine Apocalypse in der Stadtbibliothek zu Hamburg 3)
(deren Zeitalter ich nicht angeben kann); die Winde mit
ihren Engeln sind in den vier Ecken des Bildes so
geordnet:
Oriens Oecidens
Aquilo Auster;
in der Mitte steht ein Engel mit der (lat) Inschrift:
nßeschädiget nicht die Erde, noch das Meer, noch die
Bäume".
Hingegen in ihrer schädlichen Wirkung erscheinen
sie in einem Gemälde des Weltuntergangs und jüngsten
Gerichts, welches die Handschrift der Visiones Hildegardae
aus dem 12. Jahrhundert zu Wiesbaden enthält: nach dem
Text der Vision sind es zwar die Elemente, welche in
Gährung- und Auflösung begriffen die Erde erschüttern
und allem Lebenden den Tod bringen; aber in dem Bilde
Sind diese Elemente, welche die Erdkugel von allen vier
lilanuel d'ic0nogr. chnät. par Didron p. 244.
2) A. II. 42. N0. 311. Bl. 17. b., erwähnt von Jaeck Vollsz.
Beschreib. der öfYentl. Biblioth. zu Bamberg Th. I. S. XVIII.
n. 15. Waagen Kunstw. u. Künstler in Deutschl. Th. l. S. 97 f.
s) Ms. in 40. No. a1. in scrin. Bl. 21. drittes Bild. Die Winde
erscheinen als blasende Köpfe aus blauen Wolken.