Volltext: Mythologie der christlichen Kunst von der ältesten Zeit bis in’s sechzehnte Jahrhundert (Bd. 1, Abth. 2)

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und er führte sie zur erwünschten Küste" 1). Das Schiff, 
worin Christus mit seinen Jüngern, wird von Wind und 
Wellen getrieben: die doppelte Bewegung aber geht aus 
von Dämonen der Luft und des Wassers; denn oben rechts 
erscheint der Wind in' Gestalt eines Thierkopfes, aus 
dessen itlaul ein Hauch ausgeht; im Meer aber liegt ein 
Triton, eine menschliche Figur in einen Fischleib endigend, 
mit einer Mütze auf dem Haupt, der in ein Horn bläset, 
aber von Christus bedroht wird. In den beiden andern 
Bildern ist Christus zweimal vorgestellt, auf der einen 
Seite schlafend, wie er von den Jüngern geweckt wird,  
dann am andern Ende des Schiffs, wie er die Winde 
bedroht, die gegenüber in beiden Ecken erscheinen: in 
dem epternacher Evangeliarium sind es Vogelköpfe, aus 
deren geöffnetem Mund ein Hauch ausgeht, in dem Evan- 
geliarium Egberts zweigehörnte Thierköpfe. Das letztere 
zeigt noch einmal dieselbe Figur der Winde bei dem 
Wandeln Christi auf dem Wasser, wie er den sinkenden 
_Petrus emporhebt. Diese Thierbildung erinnert an die 
Schilderung eines neuern Dichters z): 
Wenn der Sturm 
In dieser Wasserkluft sich erst verfangen, 
Dann ras't er um sich mit des Baubthiers Angst, 
Das an des Gitters Eisenstäbe schlägt. 
Die Pforte sucht er heulend sich vergebens, 
Denn ringsum schränken ihn die Felsen ein, 
Die himmelhoch den engen Pass vermauern. 
Sonst sind die Winde als Köpfe menschlich gebildet. 
So erscheinen sie, doch auch mit zwei Hörnern, in einem 
münchener Evangeliarium um 1014 3) in der erstgenannten 
Scene, wie sie von Christus bedroht werden: dieselbe ist 
eben so angeordnet,- wie in den erwähnten beiden Evan- 
TMSEH" in 4c. n. 2a. B1. 124. 1m. 
2) Schiller im Wilh. Tell Akt, IV. Sc. 1. 
a) Cim. 58. ehemals B. 4. Bamb. 284. Bl. 103. 
VBTS.
	        
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