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in der antiken Eingang gefunden. Vielmehr ist die Per-
soniiication des geringem Grades durch einen Kopf, von
dessen Munde ein Hauch ausgeht, (wie auf dem Denk-
mal zu Igel) die herrschende Vorstellung im Mittelalter.
Nur einigemal erscheint die halbe oder dreiviertel Figur
des Windes in ein Horn blasend auf Denkmälern des
christlichen Alterthums, und eben so die Winde in ganzer
Figur in Bildern der neuern Kunst seit Giotto.
Es sind biblische, geschichtliche, allegorische und my-
thologische Scenen, in welchen die Winde dargestellt
worden: von diesen soll hier zunächst die Rede sein.
Ausserdem erscheinen sie in kosmischer Bedeutung zumal
bei geographischen Abbildungen in Miniaturen und Holz-
schnitten, deren Beschreibung dem folgenden Abschnitt
vorbehalten bleibt.
Im
christlichen
Alterthum.
Aus dem christlichen Alterthum haben wir eine in-
teressante Aeusserung über die Darstellbarkeit des Windes
überhaupt. In einem seiner Lieder gegen die Grübler
sagt Ephraem Syrus 378), indem er sich dagegen cr-
klärt, dass Christus könne gemalt werden 1):
Wenn es aber den Malern
Schwer ist uns zu malen
Den Wind mit Farben;
Welcher Pinsel malt wohl
Den Sohn, den nicht malen konnten
Die Redner durch ihre Worte.
Dabei scheint aber nur an die Vorstellung des Windes
nach der wirklichen Erscheinung als bewegte Luft ge-
Ephraeln. Syr. Carm. 33. contr. scrutat. str. 4. Opp. syr.
lat. T. III. p. 59. e. Vergl. Huhn Ueber den Gesang in der
Syr. Kirche, im Kirchenhistor. Archiv 1823. H. III. S. 98.