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in den lateinischen Martyrologien seit dem 9. Jahrhundert,
namentlich bei Rhabanus, Ado, Usuardus, Notker. Der-
selbe lautet zusammengezogen Ermus, italienisch Ermo,
auch Elmo, und so ist nach ihm das Kastel von Neapel
St. Elmo genannt, welches König Karl II. um 1300 erbaut
und Kaiser Karl V. im J. 1538 erneuert hat. Unter diesem
Namen ist er seit Jahrhunderten von Sehiffern auf dem
mittelländischen Meer, zumal Italienern, um Rettung ange-
rufen: „seine Hülfe glaubte man im Unwetter zu erfahren,
indem über dem Schilf die Fackel erschien, welche die
Alten Helena nanntena 1). Bei den Spaniern und Portu-
giesen aber ist in gleicher Beziehung unter demselben Namen
der Dominikaner Petrus Gonzalez zu Tuy (oder Tude
im spanischen Gallicien an der Grenze von Portugal) ver-
ehrt, der 1240 gestorben und 1254 selig gesprochen ist
und der in Heiligenverzeichnissen am 15. April aufgeführt
wird. Er gilt für den Schutzpatron der Schiffer, die
ihm es Dank wissen, wenn im Unwetter auf dem Maste
eine bläiuliche Flamme sich zeigt: dann wünschen sie sich
Glück und frohlocken über ihre Errettung. Daher pflegt
derselbe abgebildet zu werden in Dominikanertraeht, in
der Rechten eine brennende blanliche Wachskerze tra-
gend 2). Doch ist ihm ursprünglich keineswegs der Name
Elmus eigen, der vielmehr erst im 16. Jahrhundert auf-
gekommen ist: wahrscheinlich ist er von einheimischen
Schilfern auf ihn übertragen, da sie denselben Schutz
und dieselbe Erscheinung ihm beimassen, welche die
Italiener ihrem Heiligen, dem Erasmus oder Elmus, ver-
dankten 3).
Aus beiden Nationen sind es auch zwei grosse
Dichter des 16. Jahrhunderts, welche des St. Elmsfeuers
1) Papebroch. in ACL Sanct. Antv. d. II. Jun. T. I. p.
2) Id. in Act. Sanct. Antv. d. XV. Apr. T. II. p. 390. c.
3) lhid. p. 391. c. und an dem Anm. 1. angef. O.
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