Volltext: Mythologie der christlichen Kunst von der ältesten Zeit bis in’s sechzehnte Jahrhundert (Bd. 1, Abth. 2)

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Jahrhunderts n. Chr. in S. Lorenzo fuori Ie mura zu 
Rom, wo der hinabsteigenden Luna eine weibliche ge- 
flügelte Figur ein ausgebreitetes Tuch entgegenhalt, sie 
damit zu verhüllen,  während am andern Ende des 
Reliefs der kommende Morgen dadurch angedeutet wird, 
dass eine ebenfalls geflügelte Frau von dem emporsteigen- 
den Sonnengott einen Schleier hinwegnimmt 1). Das erstere 
wird bewiesen durch jene vom 9. bis 12. Jahrhundert 
so häufige Darstellung der Kreuzigung, wobei Sonne und 
Mond durch ein Gewand ihr Antlitz bedecken.  Aber 
auch in entgegengesetzter Richtung würde die anwesende 
Lichtgoltheit wirkungslos sein können, wenn sie vor 
einem stärkeren Lieht erbleicht und ihren Schein verliert, 
 wie dies Motiv wirklich angewendet ist in der Nacht 
von Correggio, worin der Mond (jedoch nicht personi- 
ficirt, sondern in seiner natürlichen Gestalt als Scheibe) 
nicht leuchtet, weil alles Licht vom Heiland atlsgehtß). 
Eine andere Frage ist, ob der Finsterniss auch selb- 
ständige Existenz zukommt, so dass sie nicht bloss als 
gewirkt, sondern auch als wirkend zu denken ist? Frei- 
lich nicht in der Art, wie Milton es andeutet, wenn er 
die Finsterniss Flammen ausstrahlen lässt-t), eine Vor- 
Stellung, welche man auf seine Blindheit zurückgeführt 
hat 4). Auch muss von der Finsterniss die Nacht unter- 
schieden werden, welche nur des Sonnenlichtes, aber 
nicht des Mondes und der Sterne entbehrt und im klas- 
sischen Alterthum wie in derchristlichen Kunst in Person 
 Platner Besclxreib. Roms III, 2. S. 331. O. Jahn a. a. O. 
S. 85. Abgebild. bei Baoul-Rochette Monum. inL-d. T. I. 
p. 398 sq. Pl. LXXII, A, 2. 
2) Vergl. Lessing Zum Laokoon in s. Werken von Lachm. Tlx. 
XI. S. 134. 
3) Oder vielmehr Flammen ausathmen, MiltonParad. lost VII, 254 f. 
4) Lessing a. a. O. S. 128. 136.
	        
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