Volltext: Mythologie der christlichen Kunst von der ältesten Zeit bis in’s sechzehnte Jahrhundert (Bd. 1, Abth. 2)

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Besonders seit dem 12. Jahrhundert, welches überhaupt 
in der steigenden Marienverehrung eine Epoche bezeich- 
net, ist dieser Ausdruck beliebt. Der h. Bernhard in 
einer Predigt über Luc. i, 27.1) giebt zu der Stelle 
"und die Jungfrau hiess Maria" gleichfalls diese Wort- 
erklärung des Namens und benutzt sie um zu zeigen, 
wie diese Bedeutung ihr vorzüglich zukomme: „Sie ist 
jener edle Stern aus Jacob (4 Mos. 24,  sagt er, 
„dessen Strahl die ganze Welt erhellt; sie ist der glänzende 
Stern, der über diesem grossen und weiten Meer (Ps. 104, 
25.) aufgehen musste, glänzend durch Verdienst, erleuch- 
tend durch Vorbild. O der du erkennst, dass du in den 
Fluthen dieser Zeit mehr unter Stürmen und Ungewittern 
hin und hergetrieben wirst, als auf der Erde wandelst, 
wende dein Auge nicht von dem Glanzc dieses Gestirns, 
wenn du nicht versinken willst unter den Stürmen. Wenn 
die Winde der Versuchungen sich erheben, wenn du auf 
die Klippen der Trübsale stössest, blick auf den Stern, 
rufe Maria. Wenn du getrieben wirst von den Wellen 
des Stolzes, der Ehrsucht, der Eifersucht, blick auf den 
Stern, rufe Maria. Wenn Zorn oder Habsucht oder Flei- 
scheslust das Schifflein des Geistes erschüttert hat, blick 
auf Maria.. . Ihr folgend verirrst du nicht, sie bittend 
verzagst du nicht: wenn sie dich hält, fällst du nicht, 
wenn sie dir gnädig ist, kommst du an's Ziel. Und so 
wirst du an dir selbst erfahren, wie wahr gesagt ist: 
"und die Jungfrau hiess Maria". Eben so "äussern sich 
die grossen Kirchenlehrer des 13. Jahrhunderts: Alber- 
tus Magnus 2) wiederholt in seinem Buch vom Lobe der 
Maria diese ganze Stelle des Bernhard; und Thomas von 
1) Bernard Hom. II. supermissus est c. 17. Opp. VoLLp. 749. e. sq. 
a) Albertus M. De laud. b. Marias virg. Lib. I. c. 3. Opp. T. XX. 
P. 2. p. 13 sq. Desgleichen in s. Quaest. super missus est. Qu. 
XXIX. ß. II. Ibid. P. I. p. 30 sq.
	        
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