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nischen Kirche L1). Zunächst wird diese Bedeutung des
Namens durch allegorische Auslegung für die Erbauung
ergiebig gemacht. Dazu fand sich Veranlassung in der
Predigt, an den Festen der Maria, wie Beda 2) am
Feste Mariä Verkündigung zu der Worterklärung die
Erläuterung giebt, dass sie wie ein herrliches Gestirn
zwischen den Fluthen der sinkenden Zeit durch besondere
Begnadigung hervorgeglänzt habe. Auch in der heiligen
Poesie ist das Prädikat aufgenommen. Namentlich von
Notker 912) in einer Sequenz auf das Weihnachts-
fest, welche anfängt Eia recolamus 3):
Noctis interit nehula, pereunt nostri criminis umbracula,
Hodie seculo maris stella est enixa novae salutis gaudia;
sowie in dem berühmten Hymnus etwa aus dem 9. Jahr-
hundert 4), der gleich mit diesem Gruss beginnt 5):
Ave maris stella
hlater dei alma.
1) Daneben benutzte man den Gleichlaut des Namens Maria mit
denxPluralis von mare zu allegorischen Deutungen, nanlentlich mit
Beziehung aufi Mus. 1, 10: congregzctiozzes aqzzzlrzem ayuyzellzmit
muria. Schon Chrysologus (1- um 450) findet hierin einen
Typus der Maria, Serm. CXLVI. in lllax. bibl. patr. T. VII. p. 958.
b. c. So auch Konra d von Würzburg Gold. Schmiedev. 944W.
2) Beda H0m.,XLVII. Opp. ed. Giles Vol. V. p. 362. Vergl. s.
Exposit. in Luc. I, 27. Opp. Vol. X. p. 287.
a) Pez Thes. anecd. noviss. T. I. p. 18. Bambach Anthol.
christl. Gesänge Bd. I. S. 212. Irrthümlich meint Augusti
Denkw. aus der christl. Archäol. Bd. V. S. 307. (und nach ihm
Königsfeld Altchristl. Hymnen und Gesänge S. 263.): es sei
diesder erste Fall, wo Maria als stella maris vorgestellt wird.
4) Er gehört weder dem Fortunatns an, in dessen Werke er
fälschlich aufgenommen ist von Mich. Aug. Luchi Fortunati
Opp. Rom. 1'786. 4". P. I. p. 265., noch dem Bernhard,
dem er öfters zugeschrieben ist, s. Mabillon Admonit. in Ber-
nardi Opp. V01. II. p. 908.
Thomasii Hymnarium in s. Opp. T. II. p. 384. Rambaeh
a. a. O. S. 219. Daniel Thes. hymnol. T. I. p. 204.