Volltext: Mythologie der christlichen Kunst von der ältesten Zeit bis in’s sechzehnte Jahrhundert (Bd. 1, Abth. 2)

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nus auf die (jüngern) Dioskuren 1) preiset dieselben als 
Beschützer der schnellsegelnden Schiffe auf stürmischer 
Meerfahrt: urplötzlich erscheinen sie mit gelbleuchtenden 
Schwingen, ein Glückszeichen in der Noth,  es er- 
blickend freuen sich die Schiffenden und ruhen aus von 
der Arbeit 2). Eben so galten sie bei den Römern als 
schützende Heilgötter 3), wie Horaz sie feiert in einer 
Ode auf den Augustus 4): 
 wann ihr Gestirn dem Seemann 
Heiter gefimkelt,  
Schäumt die Flut nicht länger am Felsenufer, 
Sinkt des Sturmwinds Flügel, entlliehn die Wolken, 
Und  ihr Wink gebaut es  die hohe Welle 
Bettet ins Meer sich.  
ln beiden Stellen scheint auch das St. Elmsfeuer an- 
gezeigt zu sein 5). Ausdrücklich gedenkt desselben Se- 
neca 6) mit folgenden Worten: „Bei grossem Unwetter 
zeigen sich Lichter gleich Sternen an den Segeln; dann 
glauben die in Gefahr Schwebenden, dass Pollux und Ca- 
stor ihnen helfen: der Grund der Hoffnung aber ist, weil 
nun das Unwetter sich bricht und die Winde sich legen." 
Den mythischen Ursprung dieses Glaubens, auch die Er- 
 Hom. Hymn. in Diosc. v. 7. 12 ff. 
2) So beschreibt auch Theocrit. Idyll. XXlI. v. 6. 17. 18., wie 
sie "die Menschen erretten am schärfesten Rand der Entschei- 
dung": 
Dennoch entralft ihr beide dem Abgrund selber die Schilfe 
Snmmt dem schilfenden Volk, das gleich zu vergehen geahndet. 
a) Welcke: Akad. Kunstmuseum S. 135 ff. 
4) Horat. 0d. I, 12, 27 sqq. vergl. 0d. I, 3, 2. Aehnlich wie 
Theocrit, sagt derselbe Od. IV, 8, 31 sq.: 
Aus Abgründen des Moors reisset der Tyndarns- 
Söhne glänzender Stern scheiternde KieP empor. 
b) An das Zwillingsgestirn im Thierkreise ist nicht zu denken, zu- 
mal dasselbe nur zu bestimmten Jahreszeiten (im Spätherbst und 
Winter) erscheinen kann. 
 Sene c. Nat. Quaest. Lib. I. c. 1. S. H. 12.
	        
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