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nus auf die (jüngern) Dioskuren 1) preiset dieselben als
Beschützer der schnellsegelnden Schiffe auf stürmischer
Meerfahrt: urplötzlich erscheinen sie mit gelbleuchtenden
Schwingen, ein Glückszeichen in der Noth, es er-
blickend freuen sich die Schiffenden und ruhen aus von
der Arbeit 2). Eben so galten sie bei den Römern als
schützende Heilgötter 3), wie Horaz sie feiert in einer
Ode auf den Augustus 4):
wann ihr Gestirn dem Seemann
Heiter gefimkelt,
Schäumt die Flut nicht länger am Felsenufer,
Sinkt des Sturmwinds Flügel, entlliehn die Wolken,
Und ihr Wink gebaut es die hohe Welle
Bettet ins Meer sich.
ln beiden Stellen scheint auch das St. Elmsfeuer an-
gezeigt zu sein 5). Ausdrücklich gedenkt desselben Se-
neca 6) mit folgenden Worten: „Bei grossem Unwetter
zeigen sich Lichter gleich Sternen an den Segeln; dann
glauben die in Gefahr Schwebenden, dass Pollux und Ca-
stor ihnen helfen: der Grund der Hoffnung aber ist, weil
nun das Unwetter sich bricht und die Winde sich legen."
Den mythischen Ursprung dieses Glaubens, auch die Er-
Hom. Hymn. in Diosc. v. 7. 12 ff.
2) So beschreibt auch Theocrit. Idyll. XXlI. v. 6. 17. 18., wie
sie "die Menschen erretten am schärfesten Rand der Entschei-
dung":
Dennoch entralft ihr beide dem Abgrund selber die Schilfe
Snmmt dem schilfenden Volk, das gleich zu vergehen geahndet.
a) Welcke: Akad. Kunstmuseum S. 135 ff.
4) Horat. 0d. I, 12, 27 sqq. vergl. 0d. I, 3, 2. Aehnlich wie
Theocrit, sagt derselbe Od. IV, 8, 31 sq.:
Aus Abgründen des Moors reisset der Tyndarns-
Söhne glänzender Stern scheiternde KieP empor.
b) An das Zwillingsgestirn im Thierkreise ist nicht zu denken, zu-
mal dasselbe nur zu bestimmten Jahreszeiten (im Spätherbst und
Winter) erscheinen kann.
Sene c. Nat. Quaest. Lib. I. c. 1. S. H. 12.