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1. Bei den Alten 1) war man frühzeitig auf jene
Wetterlichter aufmerksam geworden; schon in der elea-
tischen Philosophie suchte man sie zu erklären; Xenopha-
nes um 536 v. Chr. hielt die auf Schiffen sich zeigenden
Flämmchen für kleine Wölkchen, die durch eine eigen-
thümliche Bewegung erglänzen 2). Mythiscrh aber wurden
sie von den Dioskuren Castor und Pollux, auch von de-
ren Schwester Helena abgeleitet. Es hängt das mit dem
Schutz zusammen, den diese Heroen den Seefahrenden
gewähren sollten.
Ursprünglich waren es die altern Dioskuren, auch
Anakes genannt, welche als Herrscher auch über Fluth
und Wind, sonach als Helfer in Seegefahr verehrt wur-
den, -wie es in einem orphischen Hymnus 3) von ihnen
heisst, dass sie
das heilige Land Samothraciens heimisch bewohnend
Aus Drangsalen im Meer umirrende Sterbliche retten.
Nach überstandener Drangsal aber pflegten die, welche
ihre Rettung ihnen schuldeten, Weihgeschenke ihnen dar-
zubringen 4). Später treten die Söhne der Leda, Castor
und Pollux an ihre Stelle. Schon der homerische Hym-
l) S. Ukert Geographie der Griechen und Römer II, I. S. 141 f.
Farbiger Handb. der alten Geographie I. S. 626. Schweig-
ger Einleitung in die Mythol. auf dem Standpunkt der Natur-
wiss. Halle, 1836. S. 286 ff. (Darnach der Aufs. eines Ungenann-
ten: Verhältniss der Naturwissenschaft zur griech. Kunst und
Poesie, in Jahn's Neuen Jahrb. für Philol. und Pädag. 1849.
Supßpl. Bd. XV. S. 330 ff.) Derselbe Ueber die alten Diosku-
ren in physikal. Beziehung, in der Allg. Encyclop. von Gruber
u. Ersch Sect. I. Th. 25. S. 409 ff.
2) Plutarch. Plac. philos. II, 18. und beiEus eh. Praep. evang.
XV, 49. Stob. Ecl. phys. I. p. 514.
3) Orph. Hymn. XXXVIII. v. 4. 5. Vergl. Creuzer Symb. u.
Mythol. Bd. III S. 25 f.
Vergl. Gallim ach. Epigr. 51.