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liehen Kunstwerken eine tiefere Bedeutung, indem sie
mit dem Hauptgegenstand in eine innere Verbindung ge-
bracht zu Trägern eines christlichen Gedankens gemacht
werden. S0 geschieht es mit den Genien der Jahres-
zeiten, die auf altchristlichen Sarkophagen vorgestellt sind,
wo sie den Kreislauf der Natur abbildend nicht minder
die Idee der Vergänglichkeit alles Irdischen, als die der
Auferstehung und des ewigen Lebens erwecken. Ebenso
wenn auf einem Sarkophag die Person des Himmels ge-
bildet ist, über der Christus thront, und wenn öfters in
Elfenbeinreliefs Himmel, Erde und Meer in Person die
Figur des Gekreuzigten umgeben; so sind es Gegenstände
des Glaubens, welche hier dem sinnlichen Auge vorge-
führt werden, nehmlich Christus als der Herr des Himmels
und sein Leiden als ein Ereigniss, auf welches die ganze
Welt aufmerksam ist 1).
Doch treten die Personificationen der Natur in solchen
Fällen aus einer epischen Bube nicht heraus. Es fehlt
aber auch nicht an Scenen, in welchen sie dramatisch
bewegt erscheinen und auch äusserlich mit den handeln-
den Personen in Verbindung treten, ja in die Handlung
selbst eingreifen. Eine der merkwürdigsten ist der Durch-
gang der Israeliten durch's rothe Meer in einem Gemälde,
in welchem die Person des Abgrundes den Pharao bei
den Haaren ergreift und in die Tiefe zieht (s. S.
Sonst verhalten sie sich meist leidentlieh, wie in der
vaticanischen Pergamentrolle des Josua die Städtefiguren
Jericho, welche bei Eroberung der Stadt durch Josua
der Verzweiflung sich hingiebt, und Gibeon, welche angst-
voll auf den Kampf des Josua für ihre Befreiung blickt;
und in einem Gemälde der Taufe Christi auf dem Berge
Athos sieht man das Meer in Gestalt eines Weibes, welches
Vergl.
zu Anfang.
unten S.