Volltext: Mythologie der christlichen Kunst von der ältesten Zeit bis in’s sechzehnte Jahrhundert (Bd. 1, Abth. 2)

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liehen Kunstwerken eine tiefere Bedeutung, indem sie 
mit dem Hauptgegenstand in eine innere Verbindung ge- 
bracht zu Trägern eines christlichen Gedankens gemacht 
werden. S0 geschieht es mit den Genien der Jahres- 
zeiten, die auf altchristlichen Sarkophagen vorgestellt sind, 
wo sie den Kreislauf der Natur abbildend nicht minder 
die Idee der Vergänglichkeit alles Irdischen, als die der 
Auferstehung und des ewigen Lebens erwecken. Ebenso 
wenn auf einem Sarkophag die Person des Himmels ge- 
bildet ist, über der Christus thront, und wenn öfters in 
Elfenbeinreliefs Himmel, Erde und Meer in Person die 
Figur des Gekreuzigten umgeben; so sind es Gegenstände 
des Glaubens, welche hier dem sinnlichen Auge vorge- 
führt werden, nehmlich Christus als der Herr des Himmels 
und sein Leiden als ein Ereigniss, auf welches die ganze 
Welt aufmerksam ist 1). 
Doch treten die Personificationen der Natur in solchen 
Fällen aus einer epischen Bube nicht heraus. Es fehlt 
aber auch nicht an Scenen, in welchen sie dramatisch 
bewegt erscheinen und auch äusserlich mit den handeln- 
den Personen in Verbindung treten, ja in die Handlung 
selbst eingreifen. Eine der merkwürdigsten ist der Durch- 
gang der Israeliten durch's rothe Meer in einem Gemälde, 
in welchem die Person des Abgrundes den Pharao bei 
den Haaren ergreift und in die Tiefe zieht (s. S.  
Sonst verhalten sie sich meist leidentlieh, wie in der 
vaticanischen Pergamentrolle des Josua die Städtefiguren 
Jericho, welche bei Eroberung der Stadt durch Josua 
der Verzweiflung sich hingiebt, und Gibeon, welche angst- 
voll auf den Kampf des Josua für ihre Befreiung blickt; 
und in einem Gemälde der Taufe Christi auf dem Berge 
Athos sieht man das Meer in Gestalt eines Weibes, welches 
Vergl. 
zu Anfang. 
unten S.
	        
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