Volltext: Mythologie der christlichen Kunst von der ältesten Zeit bis in’s sechzehnte Jahrhundert (Bd. 1, Abth. 2)

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dass der bärtige und geflügelte Gott der Zeit auf die 
Erde gestellt ist und so die enthüllte Wahrheit davon 
trägt,  daneben sieht man einen trauernden Genius 
mit der gesenkten Fackel 1). 
Uehrigens ist die Zeit noch einmal von Nic. Poussin 
dargestellt unter dem Bilde 'des geflügelten Saturn, der 
rasch einherschreitend, im Begriff den Stein zu ver- 
schlingen, inmitten der vier Jahreszeiten erscheint bei der 
Geschichte des Helios und Phaeton in einem mehrer- 
wähnten Gemälde der K. Gallerie zu Berlin 2). 
4. Schliesslich wollen wir einige hieher gehörende 
Allegorieen aus neuerer und neuester Zeit nicht unbe- 
rührt lassen. Das Zimmer de, papiri im vaticanischen 
Bibliothekgebäudc enthält von Raphael Mengs ein Decken- 
gemälde in Fresco, dessen Mittclbild die Geschichte dar- 
stellt 3): das Buch auf den Rücken des alten Chronos 
gestellt, schreibt sie in dasselbe die Thaten ein, die ihr 
der doppelköpfigw: Janus in die Feder dictirt; ein Genius 
bringt ihr in Schriftrollen Urkunden herbei, während die 
Fama in die Trompete stösst und dabei auf das im Hinter- 
grund erscheinende Pio-Clementinische Museum zeigt. Es 
ist darin die Zeit eigentlich zweimal personificirt, da auch 
Janus ein Symbol derselben ist,  man glaubt, dass er 
hier das Gedächtniss bedeutet: deshalb ist aber auch die 
1) Ein verwandtes, dem (Gedanken dieser Composition voraus- 
gehendes Motiv, nelnnlich wie die Zeit die Wahrheit enthüllt 
(sonst .ist es die schon enthüllte Wahrheit, welche von der Zeit 
emporgetragen wird), ist in einer Statuengruppe zu Dresden 
von Ant. Conradini  1752) ausgeführt: die Zeit, ein getlügel- 
ter, bärtiger Greis hebt der Wahrheit den Schleier vom Antlitz; 
abgebild. bei Loplat a. a. O. Pl. 200. 
2) n. 478. s. oben S. 196.  
a) Speth Die Kunst in Italien Th. II. S. 391. Platner Beschreib. 
Emu's II, 2. S. 330 f.
	        
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