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da nehmlich dieselbe stets vorgestellt wird umgeben von
vielen Personen, jung und alt, die wie im Wettlauf mit
ihr Schri_tt zu halten bestrebt sind, doch bald überholt
werden und so ihr den Triumph bereiten.
Einen ähnlichen Gedanken, aber in umfassendster
Anwendung, nehmlich die Herrschaft der Zeit über die
ganze Welt, drückt ein marmornes Basrelief des 16.
Jahrhunderts aus, von 4 Fuss Breite, 2 F. 6 Z. Höhe,
im Magazin von St. Denis 1). Auf einer weiten Wasser-
fläche schwebt ein gewaltiger Nachen, auf dessen Mitte,
getragen von einer Schildkröte, die Weltkugel ruht, in
der man Sonne und Mond, Erde und Meer, Bäume, Pflanzen
und Gebäude erblickt. Auf dieser Kugel steht die ge-
flügelte Figur der Zeit, ein Greis mit langem Bart, be-
kleidet, auf zwei Krücken sich stützend, der auf der
rechten Hand ein Stundenglas trägt, mit der linken wie
Zügel die Taue eines grossen Segels hält, das von günstigem
Winde geschwellt wird: die Stange dieses Segels hält
ein auf dem Vordertheil des Schiffs stehender nackter
Jüngling fest. Auf dem Hintertheil des Schiffs,.dasselbe
lenkend, erscheint die geflügelte Figur des Todes, aus-
gerüstet mit Sichel und Bogen, welche die rechte Hand
wie drohend ausgestreckt hat, während die linke das
Steuer gefasst hält."
Nicht so thätig eingreifend, sondern nur betrachtend,
wobei sie ihrer Macht und ihres Erfdlgs doch gewiss
iSt, verhalt sich die Figur der Zeit in einem Gemälde
von Paolo Veronese, der das Hauptmotiv für die Charak-
teristik derselben, die astronomische Andeutung, ohne
Abgebild. bei Lenoir Musöe des monum. franq. in 8". T. l.
P1. I. (zum Titel) und grösser P1. 15. zu p. 90 sq. N0. XXXVI.
Vergl. Guenebault Dictionu. iconogr. des monum. T. H.
p. 356. not. 2.