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lieh im Begriff, ein Kind zu verschlingen. Ganz ab-
weichend, aber treu dem Gedanken Petrarcafs (der vorhin
S. 398 f. nachgewiesen ist) sich anschliessend ist die Vor-
stellung in der Ausgabe, Venedig 1553 in 40.: die Zeit,
eine nackte, bärtige Figur mit Flügeln, aber auf Krücken
gestützt, heftet sich gleichsam an die Fersen des Sonnen-
gottes, der über Wolken in der Bahn des 'l'hierkreises
sein Viergespann emporlenkt, in einiger Entfernung
vor ihm scheint die hinahsteigende Mondgöttin sich zu
zeigen; unten auf der Erde erblickt man die vier Jahres-
zeiten I).
2. Nach ähnlichen Motiven ist nun auch die Zeit in
selbständigen Darstellungen geschildert. ln einem Kupfer-
stich von Marc Antonio 2) erscheint sie, wie bei Nicoleto
di Modena, als ein Greis mit langem Bart, auf Krücken
gestützt, mit grossen Flügeln an den Schultern. In einem
Kupferstich von Cornelius Matsys a) um die Mitte des
16. Jahrhunderts misst, wie bei Tizian, der bärtige und
geflügelte Gott der Zeit, neben welchem ein Stundenglas
steht, mit einem Zirkel an einer vor ihm stehenden Kugel.
Um eben die Zeit hat Julius Bonasone in einem Kupfer-
stich des Sonnenaufgangs 4) den Sonnengott umgeben
In der Ausgabe London 1778 in 12". T. II. zu p. 199. erscheint
der Zeilgott wieder als ein gellügelter Greis auf einem von
zwei Hirschen gezogenen Wagen, aber sitzend, mit einer Fahne,
den rechten Arm auf die Himmelskugel gestützt, in der linken
Hand ein Stundenglas haltend.
2) Bartsch Peintre grav. T. XIV. p. 278. n. 365. Passavant
Rafael von Urhino Th. I. S. 574.
a) Mit der Inschrift:
Tempus ego iiumensum spatiis dimetior orbem.
Ein Exemplar ist im H. Museum 'zu Gotha, s. Rathgeb er
Annalen der niederländ. Malerei. (Von Albr. Dürer bis Franz
Floris). S. 275.
4) Bartsch l. c. T. XV. p. 138. n. 99. Dieser Stich ist schon
oben S. 341. Anm. 1. vorgekommen.
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