Volltext: Mythologie der christlichen Kunst von der ältesten Zeit bis in’s sechzehnte Jahrhundert (Bd. 1, Abth. 2)

403 
lieh im Begriff, ein Kind zu verschlingen.  Ganz ab- 
weichend, aber treu dem Gedanken Petrarcafs (der vorhin 
S. 398 f. nachgewiesen ist) sich anschliessend ist die Vor- 
stellung in der Ausgabe, Venedig 1553 in 40.: die Zeit, 
eine nackte, bärtige Figur mit Flügeln, aber auf Krücken 
gestützt, heftet sich gleichsam an die Fersen des Sonnen- 
gottes, der über Wolken in der Bahn des 'l'hierkreises 
sein Viergespann emporlenkt,  in einiger Entfernung 
vor ihm scheint die hinahsteigende Mondgöttin sich zu 
zeigen; unten auf der Erde erblickt man die vier Jahres- 
zeiten I). 
2. Nach ähnlichen Motiven ist nun auch die Zeit in 
selbständigen Darstellungen geschildert. ln einem Kupfer- 
stich von Marc Antonio 2) erscheint sie, wie bei Nicoleto 
di Modena, als ein Greis mit langem Bart, auf Krücken 
gestützt, mit grossen Flügeln an den Schultern. In einem 
Kupferstich von Cornelius Matsys a) um die Mitte des 
16. Jahrhunderts misst, wie bei Tizian, der bärtige und 
geflügelte Gott der Zeit, neben welchem ein Stundenglas 
steht, mit einem Zirkel an einer vor ihm stehenden Kugel. 
Um eben die Zeit hat Julius Bonasone in einem Kupfer- 
stich des Sonnenaufgangs 4) den Sonnengott umgeben 
 In der Ausgabe London 1778 in 12". T. II. zu p. 199. erscheint 
der Zeilgott wieder als ein gellügelter Greis auf einem von 
zwei Hirschen gezogenen Wagen, aber sitzend, mit einer Fahne, 
den rechten Arm auf die Himmelskugel gestützt, in der linken 
Hand ein Stundenglas haltend. 
2) Bartsch Peintre grav. T. XIV. p. 278. n. 365. Passavant 
Rafael von Urhino Th. I. S. 574. 
a) Mit der Inschrift: 
Tempus ego iiumensum spatiis dimetior orbem. 
Ein Exemplar ist im H. Museum 'zu Gotha, s. Rathgeb er 
Annalen der niederländ. Malerei. (Von Albr. Dürer bis Franz 
Floris). S. 275.  
4) Bartsch l. c. T. XV. p. 138. n. 99. Dieser Stich ist schon 
oben S. 341. Anm. 1. vorgekommen. 
: 26 ü
	        
Waiting...

Nutzerhinweis

Sehr geehrte Benutzerin, sehr geehrter Benutzer,

aufgrund der aktuellen Entwicklungen in der Webtechnologie, die im Goobi viewer verwendet wird, unterstützt die Software den von Ihnen verwendeten Browser nicht mehr.

Bitte benutzen Sie einen der folgenden Browser, um diese Seite korrekt darstellen zu können.

Vielen Dank für Ihr Verständnis.