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bietet auch das klassische Alterthum für diesen Janus
mit drei Gesichten als Symbol der dreifachen Zeit eine
Analogie dar in einem alten Schnitzbilde des Zeus zu
Argolis mit drei Augen 1), welche eine dreifache räumliche
Beziehung haben, nehmlich seine Aufsicht und Herrschaft
intden drei Reichen, im Himmel, auf Erden (oder im
Meer) und in der Unterwelt andeuten.
Eine eigenthümliche Vorstellung der Zeit findet sich
bei den Byzantinern in dem Bilde der Zeitkreise mit
dem Bade des Lebens, welches bei den Jahreszeiten
schon vorgekommen ist 2). Die Mitte dieses Bildes nimmt
zwar nach der Anweisung des griechischen Handbuchs
für Kirchenmaler die Figur der Welt ein, ein bejahrter
bärtiger Mann, thronend, mit einer Krone auf dem Haupt,
mit ausgestreckten Händen und mit zwölf Rollen im Schooss,
welche auf die Sprachen der Welt hindeuten; aber in
dem entsprechenden Gemälde der Kirche zu Sophades
ist statt dessen die Zeit (mit beschriebenem Namen Xgdvog)
vorgestellt 3) als ein junger, unbärtiger Mann, gleichfalls
mit der Königskrone geschmückt, der in einem Tuch eine
Menge prächtiger Blumen hält 4). Bemerkenswerth sind
diese Blumen so wie die jugendliche Gestalt der Zeit:
es bedeutet dies einerseits, dass sie selber nicht altert,
andrerseits, dass sie ihre Pfleglinge verjüngt und neues
Leben schafft, indem sie auf den Winter stets den Früh-
ling folgen lasst. Ueber den Bereich des natürlichen
Kreislaufs hinaus scheint aber der Gedanke sich nicht zu
Pausan. Graec. descr. Lib. II. c. 24. S. 5.
2) S. oben S. 335 ff.
s) Vergl. Didron Annal. archeol. T. I. p. 244. col. 2. not. 2.
4) Wogegen in den verwandten Bildern des lateinischen Mittel-
alters statt den Zeit die Figur des Jahres die lilitte einnimmt
(s. oben S. 379 L), wie auch 196110; im spätem Griechisch
die Bedeutung "Jahr" hat.