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Trinken oder der Genuss, überhaupt aber auch das thatige
Leben der Gegenwart angehört, welche das mittlere
Gesicht repräsentirt, während die beiden andern die
Erinnerung der Vergangenheit und die Erwartung der
Zukunft umfassen. Auch abgesehn aber von der Be-
schäftigung, welche hier dem mittleren Gesicht geboten
wird, darf man in der Dreifachheit der Gestalt nicht eine
höhere Würdigung der Gegenwart suchen, welche die
christliche Kunstvorstellung habe andeuten wollen im
Unterschied von der antiken, wo durch die zwei Ge-
sichter nur der Hinblick auf Vergangenheit und Zukunft
ausgedrückt, die Gegenwart ausser Acht gelassen sei l).
Eine solche Unterscheidung würde erstens der Denkungs-
art der verschiedenen Zeitalter nicht entsprechen, da es
keineswegs in der Art des klassischen Alterthums ge-
legen hat, die Gegenwart zu versäumen, viel eher von
einer im Mittelalter herrschenden Richtung sich sagen
lasst, dass sie die Vergangenheit und Zukunft über die
Gegenwart erhoben habe. Sodann schliesst auch der
alterthümliche Janns die Beziehung auf die Gegenwart
nicht aus, denn er hat in derselben seinen Standpunkt,
von welchem aus er Vergangenheit und Zukunft über-
blickt; und da beide Dimensionen bis an die Gegenwart
reichen, die nur die Grenze derselben ist, so hat er, in-
dem er beide überschaut, auch die Gegenwart unter
Augen. Wird noch ein Gesicht für die Gegenwart hin-
zugefügt; so tritt zu den beiden Dimensionen der Zeit,
die als eine gerade Linie zu denken ist, als drittes die_
Dimension des Baumes hinzu, indem die Gegenwart in
einer Fläche ausgebreitet gedacht wird, welche zu über-
schauen das mittlere Gesicht bestimmt ist. Uebrigens
Wie Crosnicr will,
p. 267.
im Bullet. monum.
par de Cawnont T.
XIV.