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Im
Mittelalter.
Im lateinischen Mittelalter entlehnte man für die
Vorstellung der iZeit dieselbe mythische Gestalt, welche
schon zur Vorstellung des Januar gedient hatte, jedoch
nicht unverändert. Denn während bei den Alten dem
Janus in der Regel zwei, zuweilen vier Köpfe gegeben
waren, wurde nun aus dem zweiköpiigen Januar ein
dreiköpfiges Bild der Zeit gemacht. Es ist ganz die alte
Figur des Janus, der aber mit seinen drei Gesichtern
Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft umfasst. S0
erscheint er zu Anfang eines Martyrologium bei dem
mehrerwähnten Chronicon Zwifaltense aus dem 12. Jahr-
hundert zu Stuttgart 1) ganz freistehend als eine ge-
krönte Figur mit dreifachem Gesicht, nehmlich Nase und
Mund dreifach, doch nur zwei Augen, und zwar im
Unterschied von der Figur des Januar, dem, wie eben-
daselbst ausdrücklich bemerkt ist 2), nur zwei Gesichter
zukommen. Dagegen scheint eben diese Figur der Zeit
zugleich dem Januar zum Wahrzeichen zu dienen, wie
sie denn auch der herkömmlichen Beschäftigung dieses
Monats obliegt, zu Anfang eines Kalenders in einer
Handschrift des 14. Jahrhunderts zu Paris 3); die Figur
sitzt nehmlich bei Tafel, vor sich hat sie eine Schüssel
mit einem Braten und einen Krug, den sie mit der
Linken fasst, während die Rechte einen Becher an den
Mund hält: und zwar an den' mittleren Mund, wie es
bei dieser Figur kaum anders sein kann. Sonst lässt
sich daraus der Sinn ableiten, zunächst, dass Essen und
p. 21. a.
2) S. oben S. 382 f.
3) In der Bibl. des
Didron Iconogt.
Arsenals, Ms.
chrät. p. 547.
theol.
lat.
abgeb.
bei