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immer bloss als Personification aufgefasst; sondern auch
als schaffendes Princip, selbst als persönlich wirkende
Ursache. Dem Pherecydes war „die nie alternde Zeit"
(xgövog oiyvfgaog, wie sie bei den Orphikern genannt
wurde) gleich dem Zeus und dem Chaos eines der Prin-
cipien der Dinge 1). Und in der orphischen Kosmogonie
wurde dieser Urgrund der Zeit auch näher beschrieben 2).
Wonach die Kunst in späterer Zeit sich herheigelassen
hat, den Aeon zu bilden als einen meist auf einer
Kugel stehenden Mann mit einem Löwenkopf und vier
Flügeln, dessen Leib von einer Schlange uinwunden ist,
sowohl in Reliefs 3) als in Statuen, deren eine vom J. 190
n. Chr. in der vaticanischen Bibliothek sich befindet4).
Bilder der letztern Art sind der christlichen Kunst
durchaus fremd geblieben, welche im spätern Mittelalter
die Zeit nach Analogie des Janus vorgestellt, in neuerer
Zeit aber theils die Vorstellung des Saturn und des
Chronos aufgenommen, theils in eigenen Bildungen sich
versucht hat.
Im
christlichen
Alterthunz.
lm christlichen Alterthum nehmlieh ist die Zeit über-
haupt nicht zur Darstellung gekommen. Aber die damalige
theologische Speculation hat sich mit mancherlei Vor-
1) Pherecyd. ed. Sturz. p. 40. 42. 50 sq.
z) Lobeck Aglaoph. T. I. p. 484 sqq. 487. Creuzer Symb. u.
Mythol. 3. Ausg. Th. IV. S. 83. 85.
ä) In der Villa Albani, Beschreib. B0m's III, 2. S. 487; abgeb. bei
Zoega Bassiril. T. II. Tav. LIX. Lajard Bech. sur le culte
.public et les mystöres de Mithra PI. LXXII, 2. Etwas ab-
weichend ist ein Relief im Gartenhause des Palastes Colonna,
Beschreib. R0m's III, 3. S. 176.
4) In der vatic. Bibl. sind zwei Statuen des Aeon, Beschreib.
Bonfs II, 2. S. 335.: die eine mit einer Inschrift versehene,