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vergötterten Homer, dessen Gedichte er fest in der Hand
hält, während neben ihm stehend die Figur der be-
wohnten Erde (Oixovuävoy) dem Dichter den unverwelk-
lichen Kranz aufsetzt. Die Zusammenstellung mag ver-
anlasst haben, dass auch der Figur der Zeit weibliche
Bildung gegeben ist (wie der neueste Herausgeber be-
merkt), obwohl ihr ausdrücklich der Name Chronos bei-
gelegt wird.
Ein neues Motiv tritt ein, wenn die Zeit als endlos
gedacht, somit der Uebergang zur Ewigkeit gemacht wird.
Auch für diese Vorstellung ist das Bild des Saturn ge-
braucht worden auf Kaisermünzen des dritten Jahrhunderts
mit der Aufschrift Aeternitas (oder Aeternitati) Augg 1).
Sonst hatte man für die Darstellung der Ewigkeit eine
eigene Personification, die ebenfalls auf Münzen, seit der
Zeit des Vespasian, erscheint: nelimlich eine weibliche
Figur, oft mit verschleiertem Haupt, welche Sonne und
Mond auf den ausgebreiteten Händen 2) oder statt dessen
den Weltball hält; zuweilen wird ihr ausser dem letztern
das Scepter oder das Steuerruder des Schicksals in die
Hand gegeben 3), häufig steht auf dem Weltball der
Phönix als Symbol der Unsterblichkeit und steten Ver-
jüngung 4). Uebrigens sind Zeit und Ewigkeit nicht
den Abgüssen im K. Museum zu Berlin; auch in dem Akad.
Kunstmus. zu Bonn, s. Welcker Neuester Zuwachs S. 21 f.
1) Es sind Münzen des Philippus Arabs, des Vulerian und Gallienus;
s. Tölken Ueber die Darstellung der Vorsehung und der Ewig-
keit auf Rüm. Kaisermünzen, in Kühne?" Zeitschr. für Münz-,
Siegel- und Wappenkunde Bd. IV. S. 193 f. n. 31. 33. 34.,
die zweite ist abgeb. ebendas. Taf. VIII. üg. 8.
2) Auf einer Goldmünze Vespasianä, einer Silbermünze Trajan's,
einer Erzmünze I-Iadriaxfs, s. Tülken a. ü. Ü. S. 174. 188 f. n.
1. 3. 4., abgeb. Taf. VII. Iig. 13. 14. 15.
a) Ueber diese n. a. Vorstellungen s. Tölkeil a. a. O. S. 174 f.
4) S. oben Th. I. S. 449.