Volltext: Mythologie der christlichen Kunst von der ältesten Zeit bis in’s sechzehnte Jahrhundert (Bd. 1, Abth. 2)

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12. Jahrhundert 1) sieht man einen Mann zu Tische sitzend 
mit einem Becher in der Hand. 
Hingegen am Portal von St. Denis 2) ebenfalls aus 
dem 12. Jahrhundert ist es die mythische Gestalt des 
Janus mit zwei Köpfen (nicht bloss mit zwei Gesichten), 
welche den Januar charakterisirt, wahrscheinlich in seiner 
Eigenschaft als Eröifner und Schliesser des Jahres: denn 
zwischen zwei Pforten stehend scheint er mit der einen 
Hand die eine zuzumachen, während er mit der andern 
aus der gegenüberstehenden Thür eine nackte Figur am 
Arm hereinzieht. Aber an den Kathedralen von Chartres, 
Strassburg und Amiens 3) erscheint der zweiköpfige Mann 
an einer wohlbesetzten Tafel sitzend, der eine Kopf 
bärtig und traurig, deutet auf das verflossene, der andere, 
unbärtig, jung und fröhlich, auf das beginnende Jahr: 
jener sitzt auf der Seite, wo die Tafel leer ist, er hat 
all seinen Vorrath aufgezehrt; dieser hat mehrere Brodte 
und Gerichte vor sich und ein Kilabe bringt noch mehr 
herbei.  Ebenfalls zweiköplig ist der Januar vorge- 
stellt in mehreren Miniaturen dieser Zeit, namentlich in 
dem vorhin (S. 380.) beschriebenen Jahresbilde aus einer 
berliner Handschrift vom Ende des 12. Jahrhunderts, und 
zwar freistehend, mit einem Schwert in der Rechten; 
so wie in einem verwandten Bilde zu einem Text aus 
klassischer Zeit, nehmlich zu des Palladius Rutilius 
De re rustica in einer florentiner Handschrift des 13. 
Jahrhunderts 4), welches auch den Jahreskreis (spera 
tocius avmi) umfasst, aber einfacher und mit dem Unter- 
1) Lenoif Musäe des monum. frangz. in 8". T. I. p. 211. PI. 36. 
Id. Monum. des arts de 1a France in fol. p. 27. Pl. 21. 
2) Lenoir Monum. des arts de la France in fol. p. 26. PI. 20. 
3) Didron Iconograph. clvröt. p. 546. not. 2. 
4) Bandini Catal. codic. lat. bibl. Laurent. (Flut. XLVII. cod. 33.) 
T. II. p. 421.
	        
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