Volltext: Mythologie der christlichen Kunst von der ältesten Zeit bis in’s sechzehnte Jahrhundert (Bd. 1, Abth. 2)

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die Vorstellungen der übrigen Monate ohne ein mytho- 
logisches Motiv von ländlichen und häuslichen Beschäf- 
tigungen hergenommen wurden. 
Es entsprach dies ganz der alterthümlichen Vorstellung, 
wie sie durch mittelalterliche Ueberlieferung festgehalten 
war. Janus war den Römern der Gott, der den Anfang 
aller Dinge beherrscht 1) und auch das Ende unter sich 
hat 2), insbesondere der Gott des Jahres 3), dessen Pforte 
er eröffnet. Deshalb war der erste Monat ihm geweiht, 
der auch nach ihm benannt sein sollte 4): am ersten Tage 
desselben wurde ihm das Hauptopfer dargebraoht. Vor- 
gestellt wurde er allgemein mit einem Doppelkopf, zuweilen 
vierköpfig 5) ; nach Ovid 6) hat er einen Stab in der Rechten 
und einen Schlüssel in der Linken.  S0 berichten von 
ihm auch die alten Kirchenlehrer. Arnobius 7) erwähnt 
sein Doppelgesicht und den gezahnten Schlüssel, den er 
führt, und geht vorzugsweise auf die Erklärung der Alten 
ein 8), dass Janus das Jahr selbst sei, indem er auch der 
Andern gedenkt, die ihn für die Welt oder die Sonne 
hielten. Augustinus 9) spricht nicht ohne Affect von 
seiner Missgestalt: die Heiden, im Dienst der Götter nach 
allem Schmählichen begierig, da sie in seinem Leben 
nichts Schimpfliches aufgefunden, hätten doch durch die 
1) Augustin. De civit. dei Lih. VII. c. 3. 7. 9; daher er initiutor 
heisst ibid. Lih. IV. c. 11. 
2) Cicer. De nat. deor. Lib. II. c. 27. 
a) Wie ihm auch nach der Zahl der Monate 12 Altäre geweiht 
waren, s. Varro bei Macrob. Saturn. Lih. I. c. 9. Vergl. 
Jo. Lydus De mens. P. IV. c. 2. p. 146. 
4) Serv. in Virg.Aen. VII, 607. Macrob. Saturn. Lib. I. c. 7. 13. 
5) Ueber das letztere s. Macrob. l. c. c. 9. 
6) Ovid. Fast. I, 95. 99. 
7) Arnob. Adv. nation. Lib. VI. c. 25. 
s) Ibid. Lib. III. c. 29. 
9) Augustin. De civit. dei Lib. VII. c. 4.
	        
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