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die Vorstellungen der übrigen Monate ohne ein mytho-
logisches Motiv von ländlichen und häuslichen Beschäf-
tigungen hergenommen wurden.
Es entsprach dies ganz der alterthümlichen Vorstellung,
wie sie durch mittelalterliche Ueberlieferung festgehalten
war. Janus war den Römern der Gott, der den Anfang
aller Dinge beherrscht 1) und auch das Ende unter sich
hat 2), insbesondere der Gott des Jahres 3), dessen Pforte
er eröffnet. Deshalb war der erste Monat ihm geweiht,
der auch nach ihm benannt sein sollte 4): am ersten Tage
desselben wurde ihm das Hauptopfer dargebraoht. Vor-
gestellt wurde er allgemein mit einem Doppelkopf, zuweilen
vierköpfig 5) ; nach Ovid 6) hat er einen Stab in der Rechten
und einen Schlüssel in der Linken. S0 berichten von
ihm auch die alten Kirchenlehrer. Arnobius 7) erwähnt
sein Doppelgesicht und den gezahnten Schlüssel, den er
führt, und geht vorzugsweise auf die Erklärung der Alten
ein 8), dass Janus das Jahr selbst sei, indem er auch der
Andern gedenkt, die ihn für die Welt oder die Sonne
hielten. Augustinus 9) spricht nicht ohne Affect von
seiner Missgestalt: die Heiden, im Dienst der Götter nach
allem Schmählichen begierig, da sie in seinem Leben
nichts Schimpfliches aufgefunden, hätten doch durch die
1) Augustin. De civit. dei Lih. VII. c. 3. 7. 9; daher er initiutor
heisst ibid. Lih. IV. c. 11.
2) Cicer. De nat. deor. Lib. II. c. 27.
a) Wie ihm auch nach der Zahl der Monate 12 Altäre geweiht
waren, s. Varro bei Macrob. Saturn. Lih. I. c. 9. Vergl.
Jo. Lydus De mens. P. IV. c. 2. p. 146.
4) Serv. in Virg.Aen. VII, 607. Macrob. Saturn. Lib. I. c. 7. 13.
5) Ueber das letztere s. Macrob. l. c. c. 9.
6) Ovid. Fast. I, 95. 99.
7) Arnob. Adv. nation. Lib. VI. c. 25.
s) Ibid. Lib. III. c. 29.
9) Augustin. De civit. dei Lib. VII. c. 4.