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lich von demselben nicht verschieden scheint, als Herr
des Jahres verehrt wurde.
Auch die poetische Personification ist nicht gerade
häufig 1) und hat zu einer bleibenden künstlerischen Ge-
staltung nicht geführt. Nur in dem Festzug aller Götter,
den Ptolemäus II. Philadelphus (284-247 vor Chr.) zu
Alexandrien mit grosser Pracht veranstaltete, war auch
das Jahr (Fwavrög) in Person aufgetreten 2), und zwar
in dem bacchischen Zuge zwischen zwei Silenen, als
eine kolossale männliche Figur, vier Ellen gross, in
tragischer Haltung und Gebehrde, ein goldenes Horn der
Amalthea tragend: worauf zunächst die Pentaeteris folgte
(die Personification von fünf Jahren) mit Persea-Kranz
und Palmzweig in den Händen, und die vier Horen, jede
die ihr eigenen Früchte tragend. Auch in einer Schilderung
bei Ovid 17 n. Chr.), der wohl ein Bildwerk zum
Grunde liegen mag, erscheint das Jahr unter den andern
Gottheiten der Zeit, die um den Thron des, Phöbus
Stehn 3):
Rechts ihm standen und links der Tag und das Jahr und der
Monat
Auch Jahrhunderte standen und gleich geordnete Horen;
doch werden diese Gestalten nicht näher beschrieben.
Aber aus dem christlichen Alterthum ist ein Bild-
Werk vorhanden, in welchem nach antiken Motiven beides,
das Jahr und die Fünfzahl von Jahren (obwohl letztere
nicht als einzelne Persönlichkeit, wie die Pentaeteris in
dem alexandrinischen Festzuge), dargestellt zu sein scheint.
1) Sie findet sich z. B. bei Horat. Od. IV, 7, 7:
Immortalia ne speres, monet Amms et almum
Quae cupit Horn diem.
2) Athen. Deipnos. Lib. V. c. 27. p. 198. a.
a) Ovid. Metam. Lib. II. v. 25.