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ist auch dem eigentlich klassischen Alterthum fremd 1),
zumal auch die Stundeneintheilung bei Griechen und
Römern erst in einer Zeit sich verbreitete, als die mythen-
bildende Kraft dieser Völker erloschen war. Als man
aber später von leeren Abstractionen zu einer künstlichen
Mythenbildung überging; da erhielten auch die Stunden
ihre Horen, wie deren zehn bis elf, auch als Töchter
des Zeus und der Themis, schon von Hyginus namhaft
gemachtz) und von Nonnus die zwölf Horen als Töchter
des Helios eingeführt werden 3).
Wenn nun auch eine Kunstvorstellung der Art vor-
kommt; so ist das nur als eine Zertheilung der Tageszeiten
und eine noch mehr in's Einzelne gehende Personification
anzusehen. S0 finden sich zwölf kleine, sehr skizzen-
haft ausgeführte Bilder aus Pompeji im Museum zu Neapel,
in denen über einem schwarzen Sockel, worin Thiere und
andere Gegenstände dargestellt sind, eben so viel einzelne
schwebende weibliche Gestalten auf schwarzem Grunde
erscheinen 4). Irrthümlich sind diese Bilder dem Raphael
zugeschrieben. Aber seit seiner Zeit sind solche Dar-
Stellungen in Gang gekommen. Namentlich sind von
Cristofano Gherardi und Vasari in den vorhin erwähnten
Malereien für die Brüder della Calza zu Venedig in
Bildern von drei Quadratellen die zwölf Horen des 'l'ages
1) Es sei denn, dass die Hesperiden, deren Zahl zwar gewöhnlich
auf 3 oder 4, jedoch auch auf 7 (bei Diodor. IV, 27.) an-
gegeben wird, wie sie auch in dieser Siehenzahl, um den
Wunderbaum Hesperias geschaart, auf der Archemorosvase er-
scheinen, als eine Personification der nächtlichen Stunden an-
zusehen sind, nacli Gerhard an dem oben S. 354. Anm. 1.
angef. O. S. 273.
2) Hygin. Fab. 183.
3) Nonnus Dionys. Lib. XII. v. 7: dlvcörfsxrc xvxldds; 7529m.
4) Gestochen als Gemälde Raphaels 1805-1806; Passavant
Rafael von Urbino Th. II. S. 422.