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leuchtendem Meere empor". „Die Nacht gegenüber soll
sich niederwärts bewegen und wie Aurora sich aus ruhigem
Meere erhebt, so senke diese sich in ein dunkles, nebeliges
hinab. Ihr Colorit sei schwarz, schwarz ihr Mantel,
schwarz ihr Haar, schwarz und zum Fluge ausgebreitet
ihre Fittige; ihre Hände seien hoch gehoben, in der
einen halte sie ein schlummerndes weisses Kind, als Bild
des Schlafes, in der andern ein schwarzes, welches zu
schlafen scheint oder todt ist, da sie, wie man sagt, die
Mutter des Schlafes und Todes ist. Es erscheine als
ob sie mit dem Haupte vorwärts in tieferes Dunkel sinke,
der Himmel umher aber sei dunkelblau und reich mit
Sternen besäet. Ihr Wagen sei von Bronze, die Bäder
in vier Theile getheilt, mit vier Speichen, um ihre vier
Wachen anzudeuten
3. Schliesslich möge hier noch einiger jüngeren
Darstellungen vornehmlich aus der ersten Hälfte des 17.
Jahrhunderts gedacht werden, die in der Kunstgeschichte
berühmt sind. Das ist das schon (oben S. 195.) erwähnte
Deckengemälde des Guido Beni im Gartenhaus des Pa-
lastes Bospigliosi, worin Aurora erscheint dem Sonnen-
gott voranschwebend, und Lucifer mit der Fackel über
Vasari a. a. O. Th. V. S. 237 f. 239 f. Daselbst S. 244. wird
auch die Dämmerung beschrieben, welche man "als einen ganz
unbekleideten Jüngling abgebildet findet, bisweilen mit, bisweilen
ohne Flügel, mit zwei brennenden Fackeln in Händen, von
denen die eine sich an der Fackel der Aurora entzündet, die
andere der Nacht zugekehrt ist. Einige lassen diesen Jüngling
mit den beiden Fackeln auf einem Pferde der Sonne oder der
Aurora reiten; da dies indess nicht in unsern Plan passen würde,
wollen wir ihn der Nacht zugewendet darstellen, unten zwischen
seinen Füssen aber einen grossen Stern anbringen, den Stern
der Venus, denn Phosphorus, Hesperus und die Dämmerung
scheinen eins zu sein, allsserdem dürfen nahe der Morgen-
röthe alle kleineren Sterne nicht mehr unterschieden werden".